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Tennis: Noch mehr Millionen

Der neue Turnierplan im Männer-Profitennis wird für Fans einfacher, für Veranstalter aber teuer.

Ein Blick auf die Tennis-Weltrangliste genügt, um zu wissen: Einiges hat sich geändert im neuen Jahr. 13 160 Punkte hat der Führende Rafael Nadal, 2460 mehr als sein Verfolger Roger Federer. Dabei hatte Nadal doch in der letzten Dezember-Woche gerade mal 6675 Punkte. Was ist geschehen?

Mehr Punkte, das ist nur ein Teil der Neuerungen, welche die Spielerorganisation der Männer (ATP) ab 2009 unter dem Namen „ATP World Tour“ umgesetzt hat. Neuer Name, neues Logo und neue Website vervollständigen den veränderten Auftritt der Männer-Tour. Insgesamt ging es den Verantwortlichen vor allem um mehr Übersichtlichkeit. „Viele Fans hatten den Anschluss verloren“, sagt Peter Henke, Vize-Präsident Marketing der ATP in Europa. „Mit dem neuen System sieht zum Beispiel jeder sofort, wie viele Punkte der Sieger eines Turniers erhält. Vieles ist vereinfacht worden.“

Für die am Montag beginnenden Australian Open bekommt der Sieger nun 2000 Weltranglistenpunkte. Novak Djokovic hatte für seinen Sieg im vergangenen Jahr lediglich 1000 Punkte erhalten. Um den Übergang zu erleichtern, hat die ATP die Punkte aus dem vergangenen Jahr einfach verdoppelt – so erklärt sich der auf den ersten Blick ungewöhnliche Sprung in der Weltrangliste.

Die Tour bleibt ein sehr hartes Programm

Für mehr Übersicht sorgt jedenfalls die neue Gestaltung des Turnierkalenders. „Die Zuschauer sollen sofort verstehen, welche Turniere die Wichtigsten sind“, sagt Henke. Deswegen gibt es jetzt 1000-Turniere, 500-Turniere und so weiter – je nachdem wie viele Punkte der Sieger am Ende bekommt. Nur noch fünf statt zuvor neun dieser Kategorien gibt es. 2000 Punkte für die vier Grand-Slam-Turniere bilden nach wie vor die Spitze, gefolgt von neun Masters-Turnieren mit jeweils 1000 Punkten. Nicht mehr zu diesem elitären Kreis zählt von diesem Jahr an das größte deutsche Tennisturnier. Der Hamburger Rothenbaum wurde im neuen Kalender von der zweithöchsten Kategorie zu einem 500-Turnier herabgestuft. Die drei anderen deutschen Turniere in Halle, München und Stuttgart, gehören zur vierten Kategorie, zu den 250er-Turnieren.

Die Profis sind auch mit diesem Programm im Stress. Die Tour bleibt ein sehr hartes Programm, das den Spielern ab sofort zudem vorschreibt, wo sie antreten müssen. Die ATP verpflichtet die Profis, acht der neun 1000-Turniere zu spielen, wodurch garantiert werden soll, dass möglichst alle Spitzenspieler bei den wichtigsten Turnieren antreten. Nur jene Spieler, die schon mehr als 600 Matches gespielt haben, seit zwölf Jahren Profis oder älter als 31 Jahre sind, werden von dieser Pflicht befreit. Dafür gibt es fortan aber auch generell mehr Geld: Die ATP steigerte das Preisgeld 2009 von 67,5 Millionen auf 80,7 Millionen Dollar.

All die Neuerungen hatte ATP-Präsident Etienne de Villiers durchgesetzt. Doch jetzt ist er seinen Job los. Er wurde vergangene Woche von Adam Helfant abgelöst. De Villiers stand besonders bei den Spielern seit langem in der Kritik. Die Stars Nadal, Federer und Djokovic ließen sich in den Spielerrat wählen und forderten de Villiers Ablösung, weil der zu wenig Spieler-Interessen vertrete. Mit Helfant soll sich nun einiges ändern in der Spielergewerkschaft ATP. Denn im Gegensatz zu de Villiers gilt Helfant als eher versöhnlich. Das stimmt sogar Federer optimistisch. „Er hat sehr viel Einblick“, sagte der Schweizer. „Er wirkt sehr ehrlich – und ich denke, das ist eine gute Sache.“

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