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Venus

© AFP

Tennis: Pitbull mit Schläger

Venus Williams prügelt sich regelrecht ins Finale von Wimbledon. An Selbstvertrauen mangelte es ihr ohnehin nie.

Richard Williams ist ein gefragter Mann. Wenn der Vater von Venus und Serena Williams über die Anlage des All England Lawn and Tennis Clubs schlendert, zieht er dabei immer eine Menschentraube hinter sich her. Journalisten, Fans und selbst Trainer-Kollegen umlagern Williams und wollen ihm sein Geheimnis entlocken. Was macht seine Töchter in Wimbledon nur so stark? „Wie kann man denn hier nicht absolut bereit sein, beim besten Turnier der Welt?“, fragt er dann zurück. Seine Töchter waren es in der Vergangenheit nur allzu oft, und Venus könnte in diesem Jahr die Familientradition fortführen. 2000, 2001 und 2005 holte sich die 27-Jährige den Titel in Wimbledon, 2002 und 2003 musste sie sich im Finale Serena geschlagen geben. Die Ältere der beiden Schwestern schied angeschlagen schon im Viertelfinale gegen Justine Henin aus, Venus Williams steht dagegen nach ihrem 6:2, 6:4-Erfolg über Ana Ivanovic am Freitag zum sechsten Mal im Endspiel.

Dabei war das vom Vater gelüftete Erfolgsrezept der Familie in der über weite Strecken einseitigen Partie deutlich zu erkennen: „Man darf nicht immer Ausreden suchen, sondern muss bereit sein. Meine Töchter sind mental eben wie Pit Bulls.“ Diese Bissigkeit demonstrierte Venus Williams vom ersten Ballwechsel an, sie prügelte mit gewaltiger Wucht auf den Ball und brachte ihre serbische Gegnerin zudem mit ihren harten Aufschlägen in die Bredouille. Schnell lag sie mit 4:0 in Führung, und die 19-jährige Ivanovic wurde in ihrem ersten Wimbledon-Halbfinale ein Opfer ihrer Nerven. Fehler reihte sich an Fehler, Ivanovic konnte nicht die Spielstärke zeigen, die sie auf Rang drei der Weltrangliste geführt hatte. Dennoch fügte sie sich nicht in ihr Schicksal, das mit dem Break zum 1:2 im zweiten Satz schon früh besiegelt schien. Auch Ivanovic „biss“, quiekte nun bei jedem Schlag und schaffte den Ausgleich. Williams sollte jedoch nicht nur das Duell im lautesten Stöhnen gewinnen, auch das Spiel gab sie nicht mehr aus der Hand. Ihren Sieg feierte sie mit einem Freudentänzchen.

„Ich bin unglaublich stolz", sagte Venus Williams, die als 23. der Setzliste eine der am tiefsten gesetzten Finalistinnen in Wimbledon seit Jahren ist. Wegen einer Verletzung konnte erst im Februar auf die Tour zurückkehren: „Es spielt keine Rolle, wo ich im Ranking stehe. Ich glaube immer an mich, egal, gegen wen ich spiele“, sagte sie. An Selbstvertrauen mangelte es ihr nie.

Obwohl eine Familienregel der Williams lautet: „Denk’ nur von Runde zu Runde in einem Turnier“, verkündete sie bereits nach ihrem Sieg gegen Maria Scharapowa im Achtelfinale, sie sei die Titelfavoritin. „Warum sollte ich das nicht sagen? Dann hätte ich ja ein geringes Selbstbewusstsein“, sagte sie locker.

Im Finale trifft sie nun auf die Französin Marion Bartoli, die überraschend die Favoritin Justine Henin aus Belgien 1:6, 7:5, 6:1 ausschaltete. Venus Williams freut sich auf das Duell. „Ich kann immer noch einen Gang höher schalten“, verkündete sie nach ihrem Sieg. Es klang wie eine Drohung.

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