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Tennis: Sabine Lisicki überzeugt bei den French Open

Die Berlinerin erreicht in Paris die dritte Runde – die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Christopher Kas scheint sich zu lohnen.

Paris - Sabine Lisicki marschierte auf ihre Bank zu, legte den Schläger beiseite und zog einen kleinen Zettel aus ihrer Tasche. Beim Seitenwechsel saß die Berlinerin nun da, blickte auf die geschriebenen Zeilen auf dem Stück Papier herunter, die sie mit ihrem Trainer Christopher Kas erarbeitet hat. Kurze Leitsätze sind es, die sie wie ein Mantra verinnerlichen soll. Sich in einer Partie nur auf das Wesentliche zu konzentrieren, darum geht es. Und das fiel Lisicki in der Vergangenheit mitunter schwer. Doch es ist einer der vielen wichtigen Bausteine im Gesamtpaket der Weltranglistenneunzehnten, die Kas in teils mühevoller Kleinarbeit seit dem Saisonbeginn an die richtige Stelle zu rücken versucht. In Roland Garros scheint die Formkurve anzusteigen, mit ihrem Einzug in die dritte Runde der French Open egalisierte Lisicki ihr bisher bestes Ergebnis. „Zum Höhepunkt der Sandplatzsaison ist die Sandplatzform da“, sagte Kas.

Denn die Australierin Daria Gavrilova musste zwar beim Stand von 1:6 aus ihrer Sicht die Partie aufgrund von Bauchmuskelproblemen aufgeben, doch Lisicki hatte sich von der angeschlagenen Gegnerin nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Sabine hat taktisch vieles sehr gut umgesetzt und jetzt einen guten Rhythmus“, betonte Kas: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Darum geht es Kas auch in der täglichen Arbeit mit der 25-Jährigen. Er verfolgt einen Plan, ein klares Konzept. Und der rote Faden ist inzwischen gut sichtbar, obwohl es zwei, drei Monate brauchte, bis sich die Kommunikation der beiden einspielte. „Anfangs sprachen wir Dinge auf unterschiedliche Weise an“, erklärte Lisicki amüsiert, „bis wir merkten, dass wir ja das Gleiche meinen.“

Kas und Lisicki haben einen Draht zueinander. Den hatten sie schon 2012 bei den olympischen Spielen in London, als sie gemeinsam im Mixed antraten. Und so bemüht sich Lisicki nun, die Änderungen, zu der Kas ihr besonders im taktischen und mentalen Bereich oder beim Spielverständnis rät, auch umzusetzen. Gerade das war der Berlinerin früher schwergefallen. Meistens sagte sie den Trainern, was sie tun wollte. Auch ihr Vater Richard Lisicki war da keine Ausnahme. Doch inzwischen merkt sie, dass Kas ihr Vertrauen verdient. Bei den Masters-Turnieren in Indian Wells und Miami im März schien der Knoten in Lisickis Spiel endlich geplatzt zu sein, sie kämpfte sich furios ins Halbfinale. Doch dann folgte die tiefe Enttäuschung beim Fed Cup in Sotschi. „Es war schwierig für Sabine, mit diesem Negativerlebnis umzugehen“, sagt Kas. Die Umstellung von Hartplatz auf Sand fiel Lisicki zudem schwer, bei den Turnieren in Rom und Nürnberg spielte sie zuletzt wieder besser – und fühlte sich wohler. Dieser Faktor ist Lisicki wichtig, auch in Paris. Erstmals zog sie in keines der überfüllten Spielerhotels, sondern in ein eigenes Apartment in der Stadtmitte nahe der Seine. „Ich wollte auch mal den Kopf abschalten und spazieren gehen, mir die schöne Gegend ansehen“, sagte Lisicki, „und in einem Apartment kann ich selber kochen, habe mehr Platz. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl dort, es liegt mir mehr.“ Und auch auf dem so verleideten Sandplatz hat sie offenbar ein neues Wohlgefühl für sich entdeckt. Petra Philippsen

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