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Den Pokal kennt er schon. Roger Federer nach dem Sieg in Halle.

© dpa/Hitij

Update

Tennis-Turnier in Halle: Achter Titel für Roger Federer

Und er kann es in Halle immer noch besonders gut: Bereits zum achten Mal holt sich Roger Federer den Titel beim Rasenturnier von Westfalen. Er besiegt Thomas Seppi 7:6 und 6:4.

Auf einmal hörte Roger Federer auf zu spielen. Mitten im ersten Satz, mitten in einer heiklen Phase. 3:3 stand es im Finale des ATP-Turniers von Halle und Andreas Seppi hatte Einstand bei seinem Aufschlag. Doch Federer monierte plötzlich, der Rasen sei ihm zu rutschig. Das angekündigte Schauerwetter über Ostwestfalen hatte noch gar nicht eingesetzt. Aber Schiedsrichter Cedric Mourier prüfte den Untergrund, dann ließ der Franzose das Match unterbrechen und das Dach über dem Stadion schließen. Normalerweise dauert das nur 88 Sekunden, doch die flexible Stahlkonstruktion hakte etwas und so zog sich die Prozedur mehrere Minuten hin. Dann ging das Warten weiter, bis der Rasen etwas abgetrocknet war. Seppi war nach dieser zehnminütigen Zwangspause sichtlich bedient. Und es schien sich wieder zu bewahrheiten, was Federers Halbfinalgegner Ivo Karlovic kürzlich als Seitenhieb getwittert hatte: „Wenn Roger sagt, es ist dunkel, dann ist es dunkel.“ Für Regen gilt das offenbar auch.
Und besonders in seiner persönlichen Wohlfühloase in Halle sollte doch absolut nichts den fest eingeplanten Höhepunkt der Federer-Festspiele verhageln. Und der Schweizer gewann schließlich mit dem 7:6 und 6:4-Sieg seinen achten Titel in Halle, das erstmals in die 500er-Kategorie aufgewertet worden war. „Das ist ein sehr spezieller Moment für mich. Zum ersten Mal ein Turnier acht Mal zu gewinnen, geht auch an mir nicht spurlos vorbei“, freute sich Federer, „ich spiele so gerne hier. Das ist eins meiner Lieblingsturniere.“
Kein Spieler der Open Era ist erfolgreicher auf Rasen als der 33-jährige Schweizer, doch sein 15. Gras-Titel und der insgesamt 86. Turniererfolg war hart erkämpft. Denn Seppi wäre beinahe ein zweites Mal zum Spielverderber für den Weltranglistenzweiten geworden. Der 31 Jahre alte Südtiroler hatte Federer im Achtelfinale der diesjährigen Australian Open bezwungen, zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere. „Es steht zwar trotzdem 1:11 in der Bilanz“, meinte Seppi vorab, „aber ich weiß ja jetzt, dass es nicht unmöglich ist.“

Der Italiener Seppi hielt lange dagegen

Und der Italiener spielte dann auch überhaupt nicht wie der genügsame Außenseiter, den sich die 11.000 Federer-Fans auf den Rängen gewünscht hatten. Wäre es Seppi gelungen, seine Chancen konsequenter zu nutzen, hätte er mit 6:4 und 3:2 mit Break führen können. Federers Fehlerquote im ersten Satz lag mit 21 Patzern ungewöhnlich hoch und Seppi zeigte dagegen sein sehr solides Spiel, mit dem er seit Jahren zu den besten 50 der Welt gehört und jeden Topspieler ärgern kann. Doch die beiden Satzbälle beim Stand von 4:5 wehrte Federer mit zwei Assen ab, die Breakchance im zweiten Durchgang zum möglichen 3:2 verdarb sich Seppi selbst mit einem Rückhand-Lapsus. „Ich muss sagen, mein Aufschlag hat mich heute in den wichtigen Momenten gerettet“, sagte Federer. So kämpfte er sich in den Tiebreak, den er mit 7:1 dominierte und erspielte sich im zweiten Satz im achten Spiel seinen ersten Breakball der Partie. Doch erst, als Seppi gegen den Matchverlust aufschlug, reichte die Gegenwehr nicht mehr. Federer beendete eine lange Rallye mit einem unerreichbaren Smash und riss danach mit einem Jubelschrei die Arme empor.

Ein Selbstläufer war der Triumph nicht, doch diese Zeiten sind selbst auf Rasen vorbei. Aber mit seinem achten Sieg im zehnten Finale von Halle untermauerte der siebenmalige Wimbledonchampion einmal mehr seine überzeugende Form eine Woche vor dem wichtigsten Turnier der Saison. Und dort, auf dem Centre Court des All England Clubs würde ihm ein achter Titel wohl noch mehr bedeuten als im Stadion seiner Wohlfühloase in der Provinz Ostwestfalens.

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