zum Hauptinhalt
Willkommen im Club. Serena Williams mit den Tennislegenden Martina Navratilova (l.) und Chris Evert.

© dpa

Tennis - US Open: Serena Williams jagt den Rekord von Steffi Graf

Serena Williams schließt mit dem Triumph bei den US Open zu Martina Navratilova und Chris Evert auf. Doch das reicht der US-Amerikanerin noch nicht. Sie hat schon den nächsten Rekord im Blick.

Sie schlichen sich von hinten an, die beiden großen Damen des Tennissports. Und dann überraschten Martina Navratilova und Chris Evert Serena Williams während der Siegerehrung mit einer dicken Umarmung und hießen sie im „Club der 18er“ willkommen. So viele Grand-Slam-Trophäen hatten sie jeweils in ihrer Karriere gewonnen, nun war Williams mit ihrem sechsten US-Open-Triumph das neueste Mitglied geworden. „Ich bin so glücklich“, jubelte die 32 Jahre alte Amerikanerin, „die 18 lag seit einem Jahr so sehr auf meinen Schultern. Jetzt fühle ich mich wie bei meinem ersten Grand-Slam-Sieg.“ Damals war sie gerade mal 18 Jahre alt gewesen, als sie die Schweizerin Martina Hingis in Flushing Meadows bezwang. 15 Jahre später nun stand sie wieder als Siegerin im Arthur-Ashe-Stadium, als eine der Größten dieses Sports.

Den silbernen Pokal für den 6:3 und 6:3-Sieg über Caroline Wozniacki und den Preisgeldscheck inklusive einer Bonussumme für ihre erfolgreiche Hartplatzsaison von insgesamt vier Millionen Dollar hatte Williams bereits unter dem tosenden Jubel der 24.000 Zuschauer in Empfang genommen. Doch jenes exklusive Präsent, das ihre beiden Vorgängerinnen ihr noch überreichten, schien für Williams ein unbezahlbares Kleinod zu sein. Es war ein goldenes Tiffany-Armband von 18 Karat, an dem ein Amulett mit einer eingravierten 18 hing. Sie legte es sofort an und würde es wohl nie wieder hergeben, schien es für sie doch eine Zugehörigkeit zu symbolisieren, nach der sie sich immer gesehnt hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in einer Reihe stehen würde mit Martina und Chris“, sagte Williams. „Ich war nur ein Kind mit einem Traum und einem Schläger und lebte in Compton.“

Und um dem trostlosen Vorort von Los Angeles zu entkommen, der von Bandenkriminalität beherrscht wird, hatte ihr Vater Richard Williams für sie und ihre ältere Schwester Venus die Profikarriere akribisch durchgeplant. Von Tennis hatte er allerdings nicht die geringste Ahnung. Es schien ihm bloß eine gute Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Das Training übernahm er selbst und brachte den Mädchen vor allem bei, bedingungslos an sich und die eigene Stärke zu glauben. Und so hart auf die Bälle einzuprügeln, wie es niemand sonst im Damentennis vermag. „Meine Töchter sind mental wie Pitbulls“, hat Richard Williams mal gesagt, „sie sind immer bereit, alles zu geben.“

Seit 15 Jahren dominieren die Williams-Schwestern das Frauentennis

Sein Plan ging auf. Seit 15 Jahren dominieren die beiden das Frauentennis. Venus brachte es auf sieben Grand-Slam-Titel, Serena überflügelte ihre Schwester noch bei weitem und ist längst nicht satt. „Ich bin jetzt so erleichtert“, erklärte sie, „ich hatte mich so unter Druck gesetzt wegen der 18. Jetzt habe ich sie, aber ich will mehr. Ich schiele jetzt schon auf Nummer 19.“ Und auch Steffi Grafs Rekord von 22 Major-Trophäen in der Profi-Ära scheint längst nicht mehr unantastbar. Hätte Serena Williams in dieser Saison bei den Australian Open, in Roland Garros und Wimbledon nicht überraschend geschwächelt, würde die Bestmarke vielleicht schon im nächsten Jahr fallen.

Oft hatten sie auch Verletzungen und schwere Erkrankungen aus der Bahn geworfen, doch Serena Williams legte immer wieder beeindruckende Comebacks hin. Ihr unbändiger Wille ist ungebrochen, sie wollte nie etwas anderes sein als die Beste. In der Rangliste ist sie es längst wieder, doch die schwachen Leistungen bei den ersten drei Majors stachelten ihren Ehrgeiz noch mehr an.

Dass das im Endspiel dann gerade ihre beste Freundin zu spüren bekam, tat Williams zwar leid, doch im Match ist kein Platz für Gefühlsduselei. Und so hetzte sie die 24 Jahre alte Dänin, die nach fünf Jahren erstmals wieder im Finale von Flushing Meadows stand, rechts und links über den Platz. Wozniacki bekam ein Gratis-Training für den New-York-Marathon, an dem sie teilnehmen wird. Sie musste doppelt so viel laufen wie Williams und fand nie ein Mittel, um Druck auf die Amerikanerin auszuüben. Das war im Turnier auch keiner sonst gelungen, Williams gab pro Satz nie mehr als drei Spiele ab. Wozniacki konnte nie an die Leistung anknüpfen, mit der sie Maria Scharapowa im Achtelfinale düpiert hatte. Das Warten auf ihren ersten Major-Titel geht also weiter. Es blieb Wozniacki nach 75 Minuten nichts weiter, als ihre Freundin herzlich zu umarmen und zu sagen: „Die Drinks nachher gehen auf dich!“ Und Williams hielt Wort, sie zogen gemeinsam zur Siegerfeier durch das New Yorker Nachtleben. Natürlich mitsamt dem goldenen Armband.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false