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Testspiel: Hertha spielt auf

Lucien Favres Premiere ist gelungen: Die Berliner überzeugen beim 3:0-Sieg in Jena.

Es war kurz vor fünf, als Lucien Favre von seinem Sitz aufsprang, und vier-, fünfmal in die Hände klatschte und den soeben ausgewechselten Spieler herzte. Der Applaus des Trainers galt Ibrahima Traore, einem 19-jährigen Bürschchen, das auch noch gut als 13-Jähriger durchgehen könnte. Der kleine Franzose war die auffälligste Figur beim 3:0-Sieg von Hertha BSC beim Zweitligisten FC Carl Zeiss Jena, dem ersten Spiel, das Lucien Favre als Cheftrainer des Berliner Fußball-Bundesligisten verantwortete. Wie ein Hase war Traore über den Rasen gehüpft, kaum zu halten von den schwerfälligen Jenensern. „Im Spiel eins gegen eins gegen eins ist er sehr gut“, sagte Favre, und die taktischen Defizite, nun ja, da werde sich schon eine Lösung finden.

Favre war gut gelaunt zum Abschluss seiner ersten Woche im operativen Geschäft. Endlich Fußball, endlich nicht mehr über die Affäre um den suspendierten Dick van Burik sprechen oder die Jung-Profis Jerome und Kevin-Prince Boateng, die so gern für viel mehr Geld woanders spielen würden als in Berlin. Gestern fehlten die Brüder, offiziell wegen Knie- und Leistenverletzung, aber inoffiziell war zu hören, dass die Pause vor allem als eine zum Nachdenken verordnet worden war. Es waren die jungen Leute, die Favres Herz in Jena hüpfen ließen. Neben Traore waren Malik Fathi und Patrick Ebert die besten Spieler. Jung-Nationalspieler Fathi erzielte nach 22 Minuten das erste Berliner Saisontor. Mit ein wenig Glück hätte er noch zwei weitere Treffer erzielen können. Eben dieses Kunststück gelang dem 20-jährigen Ebert. Spektakulär war das erste seiner beiden Tore, als er sich auf der linken Seite durchdribbelte, einen Pass andeutete und den Ball von der Grundlinie unter die Latte drosch. In der Schlussminute schoss er das 3:0.

Das Spiel war, wie Fußballspiele in der kräftezehrenden Vorbereitungsphase so sind: bemüht, voller Fehler und nur phasenweise nett anzuschauen. Lucien Favre setzte 17 Spieler ein. Neben den Boateng- Brüdern fehlten die Brasilianer Mineiro und Gilberto (beide spielen bei der Copa America in Venezuela) und die gerade erst ins Training eingestiegenen Josip Simunic und Marko Pantelic. Auch Dieter Hoeneß verpasste Favres Einstand. Herthas Manager forscht in Brasilien nach neuem Personal. Sven Goldmann

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