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Sport: Teures Schweigen

Claus Vetter über die organisierte Maulfaulheit von Fußball-Profis

Jetzt schweigen sie also, die Spieler von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund. Im Kollektiv. Weil sie sich in ihrer sportlichen Krise in den Medien ungerecht behandelt fühlten, hatten die Profis auch nach dem 2:1-Sieg gegen Bochum nichts zu sagen. Macht nichts, findet Trainer Thomas Doll. Nun müsse er eben mehr plaudern. Ist ja auch nichts Neues, vergangene Saison traten bereits die Spieler von Schalke 04 in einen wochenlangen öffentlichen Redestreik. Und dann gibt es ja einzelne Spieler, die ohnehin nicht mehr öffentlich sprechen. So etwa Herthas Stürmerstar Marko Pantelic. Manager Dieter Hoeneß findet das Schweigen des Serben sogar irgendwie sympathisch, hat er kürzlich gesagt. Die Interview-Verweigerer sind in der Bundesliga längst salonfähig geworden – doch sie schaden damit der Liga und sich.

Man stelle sich vor, ein Filmschauspieler oder ein Buchautor würden sich weigern, etwas zu ihrem neuesten Produkt zu sagen. Das gibt es nicht, denn keine Werbung führt selten zum Erfolg. Sicher, Fußballprofis sprechen vor allem durch Leistung auf dem Platz, aber trotzdem gehört von jeher dazu, dass sie ihrer zahlenden Kundschaft – ihren Fans – etwas über ihre Leistungen erzählen. So funktioniert die Branche Bundesliga in der Öffentlichkeit als gigantischer Unterhaltungsapparat, in dem nun einige Hauptdarsteller nur noch 90 Spielminuten lang und nicht darüber hinaus unterhalten wollen. Erstaunlich, dass Klubs wie Schalke oder Dortmund und auch der Fernsehkanal Premiere so etwas dulden: Der Privatsender zahlt viel Geld an die Klubs und damit an die Spieler. Offensichtlich sind die schweigenden Profis noch nicht recht in der modernen Marktwirtschaft angekommen: Oder glaubt irgendjemand, dass ein Mario Basler so bekannt geworden wäre und so viel Geld verdient hätte, wenn er nur schöne Flanken geschlagen hätte?

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