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Sport: Thai-Fußball

Unter exotischen Umständen gewinnt die deutsche Nationalelf gegen einen viertklassigen Gegner 5:1

Wenn die deutschen Nationalspieler über Weihnachten ihren Lieben etwas von der neuntägigen Asienreise erzählen, werden ihnen vielleicht noch einmal die strapaziösen Begleitumstände in den Sinn kommen. Mehrere Nächte haben sie in der Luft verbracht, um in Yokohama, Busan und Bangkok zu spielen. Sie werden an die Temperatur-Unterschiede zwischen dem winterlichen Südkorea und dem schwülwarmen Thailand denken, und ganz bestimmt werden sie sich an die exotischen Umstände während ihres letzten Auftritts in Bangkok erinnern. Etwa an die seltsame Hymne, die der thailändische König selber komponiert hat und die vor dem Betreten des Rasens abgespielt wurde.

Als dann vor dem Anpfiff auch noch eine längere Rede verlesen wurde, herrschte in der deutschen Mannschaft erste Unruhe. So nutzte der Berliner Aushilfskapitän Arne Friedrich die Gelegenheit zu einem Plausch mit Shamsul Maidin, dem Schiedsrichter aus Singapur. Offensichtlich wirkte sich das ungewohnte Vorgeplänkel und der unebene Rasen negativ auf die Leistung der auf sechs Positionen veränderten Elf aus. Zwar gewann das deutsche Team am Ende gegen Thailand mit 5:1 (2:0). Doch es war ein Sieg frei von Glanz.

In der zweiten Halbzeit wandelte die Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann eine Viertelstunde lang sogar am Rande einer Blamage. Für die Thailänder, die vom Deutschen Siegfried Held trainiert werden und allenfalls Oberligaformat aufwiesen, hatte Sarayut das Anschlusstor zum 2:1 erzielt. Zuvor hatte der Stuttgarter Kevin Kuranyi bis zur Halbzeit ein 2:0 herausgeschossen. Trotzdem sagte Assistenztrainer Joachim Löw verärgert: „Ich kann mich nicht erinnern, dass die deutsche Nationalmannschaft schon mal gegen eine so schwache Mannschaft gespielt hat.“ Erst in der Schlussphase wendeten der Kölner Lukas Podolski mit zwei Toren und der Treffer des Schalker Gerald Asamoah eine Peinlichkeit ab.

Jürgen Klinsmann, der im letzten Spiel des Jahres auf Stammspieler wie Michael Ballack und Torwart Oliver Kahn vom FC Bayern München sowie den Bremer Miroslav Klose und Bernd Schneider aus Leverkusen verzichtet hatte, sagte: „Wir haben es versäumt, am Anfang für klare Verhältnisse zu sorgen.“ Angesprochen fühlen durften sich neben Asamoah vor allem Thomas Brdaric und Bastian Schweinsteiger, die beste Gelegenheiten ausließen. Offenbar wollten sie das Spiel mit möglichst geringem Aufwand über die Bühne bringen.

Ein lockeres Spiel hätte es werden können, wenn Asamoah schon nach 50 Sekunden oder wenigstens nach sechs Minuten ins Tor getroffen hätte. So aber war gegen die körperlich deutlich unterlegenen Thailänder, Nummer 79 der Fifa-Weltrangliste, mehr Arbeit nötig als gedacht. Auch wenn die Spieler, die gestern aufliefen, in dieser Zusammensetzung im Nationalteam keine Zukunft haben werden, ein Spiel gegen einen solchen Gegner müssen sie anders gestalten.

Nur wenige Stunden nach dem Spiel begab sich die Mannschaft auf den Rückflug nach Deutschland. Vielleicht werden die Spieler in diesem Moment an Franz Beckenbauer gedacht haben, der ihnen die Tortur als Dank für die Stimmen aus Asien bei der Weltmeisterschafts-Vergabe eingehandelt hatte. Aber was tut man nicht alles für eine Weltmeisterschaft im eigenen Land.

Moritz Müller-Wirth[Bangkok]

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