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Sport: That’s (not) Entertainment

Markus Hesselmann verteidigt Ballack gegen Bierhoff und den Jubelfußball

Von Markus Hesselmann

Der DFB-Jubelbeauftragte war verstimmt. Was er da sah, gefiel Oliver Bierhoff nicht. Da hatte Deutschlands bester Fußballer Michael Ballack soeben als Kapitän der deutschen Nationalelf das Finale der Europameisterschaft verloren. Für ihn persönlich war es der zehnte Platz zwei seiner Karriere. Nicht wenige davon sind unter dramatischen Umständen zustande gekommen. Nummer neun, die Niederlage nach Elfmeterschießen mit dem FC Chelsea im Champions-League-Finale gegen Manchester United, liegt gerade einen Monat zurück. Und nun will dieser Ballack partout nicht winkend über den Platz traben. Am besten noch mit einem Stöckchen in der Hand, an dessen Ende ein vom Deutschen Fußball-Bund freundlicherweise zur Verfügung gestelltes Transparent angebracht ist, das jetzt aber echt angebrachterweise mal allen und jedem Beteiligten Danke für diesen guten Abend sagt.

Ballack bot Bierhoff die Stirn. Die Bockigkeit des Kapitäns war spontan, doch sie kann ein Anlass sein, über den Moment hinaus innezuhalten. Es ist höchste Zeit, den ganzen Unsinn zurückzufahren. Das Plansoll an Danktransparenten, zu T-Shirt-Beflockung geronnenen Fansprüchen und Gitarrengenudel, das den Titelgewinn für 2010, 2012 und 2014 in Aussicht stellt sowie die Fußballer dazu rhythmisch klatschen lässt, ist übererfüllt. Es wäre heilsam, wenn die Hauptdarsteller sich da künftig stur stellten.

Gebt den Fußballern ihre Würde und dem Fußball seine Aura zurück. Aura und Würde brauchen Distanz. Das hat nichts mit Respektlosigkeit gegenüber den Fans zu tun. Der Fußballer tut am meisten für den Fan, wenn er gewinnt. Gelingt das nicht, haben beide allen Grund und jedes Recht, traurig zu sein.

Und der Job des DFB-Jubelbeauftragten? Kann wegfallen.

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