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Sport: Therapie ohne Tore

Barcelona redet sich nach dem 0:0 selbst stark

Barcelona - Ein torloses Remis bietet normalerweise wenig Grund zum Jubeln. Aber beim FC Barcelona bemühte man sich nach dem 0:0 im Champions-League-Halbfinale gegen Manchester United nach Kräften um Optimismus. Nichts zeigt besser die Stimmungslage beim Europapokalsieger von 2006 als die interpretatorischen Finessen, mit denen aus einem Unentschieden ein Sieg gemacht wird: Für den Klub, der mit elf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid den Kampf um Spaniens Meisterschaft so gut wie aufgegeben hat, ist jedes nicht verlorene Spiel schon ein erhebendes Gefühl.

Um aber beim Finale in Moskau dabei zu sein, müssen die Katalanen nächsten Dienstag beim Rückspiel in Old Trafford mindestens ein Tor erzielen. Für Samuel Eto’o, der gegen Manchester Kampfgeist bewiesen hatte, aber immer wieder an der brillanten Abwehr von Rio Ferdinand und Wes Brown gescheitert war, ist das kein größeres Problem. „Wir können in jedem Auswärtsspiel treffen, ganz egal wie der Gegner heißt“, sagte der Stürmer und fing zu schwärmen an: „Ich bin sehr glücklich über unsere Vorstellung. Wir waren dauernd in Bewegung und haben die wahre Barca-Spielweise gezeigt.“

Mit schön, aber harmlos ließe sich dieser Stil beschreiben. Viel war im Vorfeld spekuliert worden über ein Duell zwischen den Stürmerstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Doch beide konnten ihre Dribbelkünste nicht präsentieren: Nachdem der Portugiese in der dritten Minute einen Elfmeter verschossen hatte, zogen sich die mit Ronaldo, Wayne Rooney und Carlos Tevez angriffsstark angetretenen Engländer in die Defensive zurück. Die gut organisierte Abwehr bot dem FC Barcelona wenig Raum, um seine Fähigkeiten effektiv umzusetzen. Mit mehr Enthusiasmus als Intelligenz versuchte die Dreierspitze aus Eto’o, Messi und Andrés Iniesta sowie später Nachwuchstalent Bojan Krkic und Thierry Henry Schlupflöcher in der Viererkette zu öffnen – vergebens.

Für die Zuschauer blieb die Partie dadurch mäßig unterhaltsam. Dass im Camp Nou die Gastgeber dennoch 90 Minuten lang frenetisch gefeiert wurden, lässt sich nur vor dem Hintergrund der bisherigen Saison erklären. Schließlich wirkte die Mannschaft zum ersten Mal seit Wochen so, als setze sie wirklich alles daran, zu gewinnen. Julia Macher

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