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Thomas Hitzlsperger

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Thomas Hitzlsperger: "DFB-Elf kommt für EM-Titel in Frage"

Thomas Hitzlsperger sieht den VfB Stuttgart trotz einer durchwachsenen Saison und der jünsten Niederlage in Leverkusen "wieder auf einem positiven Weg", wie er tagesspiegel.de sagte. Außerdem gibt der 26-Jährige Auskunft, wie die Chancen der DFB-Elf bei der EM stehen, wozu das Tor des Getreidesilos auf dem elterlichen Bauernhof gut ist, und wie er dazu kam, als Englischlehrer zu fungieren.

Der VfB hat vor der Niederlage in Leverkusen eine imposante Erfolgserie hingelegt. Ist sie vergleichbar mit der vergangenen Saison, als ihr Team nach acht Siegen in Folge noch Meister wurde?

Das lässt sich schwer vergleichen, weil die Ausgangspositionen grundverschieden waren. Damals wurden wir lange nicht als Kandidat für den Meistertitel angesehen und konnten praktisch im Schatten der vor uns platzierten Mannschaften nahezu ungestört arbeiten. In der laufenden Saison wurden und werden wir als Deutscher Meister ganz anders wahrgenommen und hatten insbesondere in der Vorrunde Phasen zu überstehen, in denen es alles andere als gut lief.

Woran liegt das, warum spielt der VfB nicht so konstant gut wie im Meisterjahr?

Wir hatten aus verschiedenen Gründen in der Vorrunde Probleme, an die erfolgreichen Auftritte aus der Meistersaison anzuknüpfen. Aber es ist müßig im Nachhinein darüber zu sprechen. Entscheidend ist, dass wir trotz der Niederlage in Leverkusen inzwischen wieder auf einem positiven Weg sind und alles daran setzen werden, den Trend der vergangenen Wochen bis zum Saisonende fortzusetzen.

Was ist der Hauptgrund für den Aufwärtstrend?

Für eine solche Entwicklung sind immer mehrere Faktoren entscheidend. Sehr wichtig ist mit Sicherheit die Tatsache, dass wir derzeit weniger Ausfälle zu beklagen haben und durch die positiven Ergebnisse selbstbewusster auftreten können als zuvor.

Hätten Sie nach der durchwachsenen Hinrunde und dem Fehlstart in die Rückrunde noch damit gerechnet, dass der VfB Chancen auf einen Champions-League-Platz hat?

Es wäre sicherlich fahrlässig gewesen, in der Vorrunde von solchen Dingen zu sprechen. Aber wir haben bislang noch nichts erreicht, abgerechnet wird bekanntlich am Schluss.

Wenn Sie am Schluss die Champions League erreichen sollten, wäre das nach solch einem Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen vergleichbar mit der Meisterschaft?

Es macht keinen Sinn, zum jetzigen Zeitpunkt über eine Platzierung am Saisonende zu spekulieren. Grundsätzlich ist der Gewinn der Meisterschaft aber mit Nichts zu vergleichen.

Wo landet denn der VfB am Saisonende?

Ich hoffe, dass wir uns am Ende für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren werden.

Hat sich die ruhige, unaufgeregte Art von Trainer Armin Veh in der Krise positiv auf die Spieler ausgewirkt?

Der Trainer war auch in den Phasen, als es sportlich schlecht lief, sehr sachlich und ist, wie alle verantwortlichen Personen im Verein auch, nicht unruhig geworden. Das hat der Mannschaft Sicherheit gegeben.

Was schätzen Sie an Trainer Veh am meisten?

Es ist immer schwierig für einen Spieler, den eigenen Trainer zu beurteilen. Eine große Stärke von Armin Veh ist aber mit Sicherheit, dass er auch in hektischen Phasen immer die Ruhe bewahrt und eine positive Ausstrahlung auf die Mannschaft besitzt.

Sie haben als einer der Wenigen ihre sehr gute Form aus dem Meisterjahr bestätigt. Sie sind Führungsspieler beim VfB. Wie äußert sich das im alltäglichen Betrieb? Kommen junge Spieler zu Ihnen und fragen um Rat?

Ich versuche, mich so gut es geht einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Aber es ist mit Sicherheit nicht so, dass die jüngeren Spieler Schlange stehen, um sich Ratschläge bei mir abzuholen. Wenn meine Meinung gefragt wird, stehe ich aber gerne bereit.

Sie sind kein Senkrechtstarter gewesen, haben sich kontinuierlich entwickelt. Ist man da vor Abstürzen besser gefeit?

Das Fußball-Geschäft ist bekanntermaßen sehr schnelllebig. Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, in jeder Situation mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und sich nicht vom Wesentlichen ablenken zu lassen. Das gilt für die guten genauso wie für die schlechten Phasen.

Sie haben bis 2010 ihren Vertrag verlängert. Was sind Ihre langfristigen Ziele mit dem VfB?

Für jeden Fußballer ist es das Größte, Titel zu gewinnen und sich mit den Besten zu messen. Ich hoffe, dass ich diese Ziele in den kommenden Jahren mit dem VfB erreichen werde.

Denken Sie schon an die EM oder ist dafür noch kein Platz in ihrem Kopf?

Natürlich ist die EM für jeden Fußballer ein Highlight, von dem man schon als kleiner Junge träumt. Aber im Moment ist dieses Thema noch ganz weit weg. Ich konzentriere mich einzig und allein darauf, wieder fit zu werden und mit dem VfB eine erfolgreiche Saison zu spielen.

Sehen Sie Deutschland als Favorit auf den EM-Titel?

Die deutsche Mannschaft zählt sicherlich zu den Mannschaften, die für den Titel in Frage kommen. Aber die Konkurrenz ist sehr groß.

Welches Land haben Sie noch auf dem Zettel?

Da gibt es einige. Frankreich, Italien, Portugal, um nur drei Teams zu nennen. Ich erwarte ein sehr ausgeglichenes Turnier, weil alle teilnehmenden Mannschaften über viel Qualität verfügen.

Haben Sie schon Wetten mit Ludovic Magnin (Nationalspieler der Schweiz, Anm. d. Red.) laufen, wer bei der EM besser abschneidet?

Bis jetzt noch nicht, weil wir uns wie gesagt momentan voll und ganz auf den VfB konzentrieren. Aber vielleicht werden wir uns nach dem letzten Bundesligaspieltag mit diesem Thema beschäftigen.

Stimmt es eigentlich, dass Sie ihren strammen linken Schuss am Getreide-Silo-Tor des elterlichen Bauernhofs trainiert haben?

Nicht nur da. Ich habe als kleiner Junge nahezu immer und überall gekickt.

Sie haben eine Englisch-Stunde am Stuttgarter Schickhardt-Gymnasium gehalten. Wie kam es denn dazu?

Ich wurde eingeladen, eine Vertretungsstunde zu halten und in diesem Rahmen mit den Schülern über England und die Eigenarten der Engländer zu sprechen. Ich habe spontan zugesagt und hatte viel Spaß dabei. Dank meiner vier Jahre bei Aston Villa habe ich auf diesem Gebiet ja einen großen Erfahrungsschatz.

Matthias Bossaller

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