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THW Kiel: Liga legt "Manipulationsaffäre" zu den Akten

Die angebliche Bestechungsaffäre um den deutschen Meister THW Kiel hat sich nach Einschätzung der Handball-Bundesliga als Sturm im Wasserglas entpuppt. Die Wortführer ziehen ihre Vorwürfe kleinlaut zurück.

Im Anschluss an eine Sitzung des Präsidiums der Handball-Bundesliga (HBL) am Mittwoch erklärte Reiner Witte das Thema für beendet. "Wir werden in dieser Angelegenheit nicht mehr tagen. Wir hatten es in der Tat mit Spekulationen zu tun. Uns liegen keine belastenden Fakten vor", sagte der HBL-Präsident am Mittwochabend nach dem dreistündigen Gespräch in Dortmund.

Demnach haben die in den vergangenen drei Tagen durchgeführten Untersuchungen und Befragungen keine neue Erkenntnisse ergeben. Dem THW Kiel war vorgeworfen worden, seit dem Jahr 2000 Europapokal- Spiele manipuliert zu haben, darunter auch das 2007 gewonnene Finale in der Champions League gegen die SG Flensburg-Handewitt. THW-Manager Uwe Schwenker reagierte mit Erleichterung auf die Erklärung der HBL- Spitze: "Ich habe immer gesagt, dass an den Vorwürfen nichts dran war. Aber dem Handball ist durch die Schlagzeilen der vergangenen Tage ein beträchtlicher Imageschaden entstanden."

Schon im Vorfeld der Sitzung in Dortmund waren die Gerüchte über eine angebliche Bestechungsaffäre beim Meister THW Kiel deutlich leiser geworden. Nach und nach hatten sich die "Ankläger" zurückgezogen: Erst sah Dieter Matheis, Beiratsvorsitzender des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, seine auf Gerüchten basierenden Fragen an THW-Manager Uwe Schwenker zu möglichen Manipulationen beantwortet, dann schwächte Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen seine Vorwürfe erheblich ab. "Wir wollen wirklich Ruhe und Frieden. Der Seegang ist für den deutschen Handball ein bisschen zu heftig im Moment," sagte Nielsen.

Verbale Kehrtwende

Matheis hatte mit einem Brief an Schwenker die vermeintliche Korruptionsaffäre ins Rollen gebracht und um schnelle Aufklärung gebeten, der Däne Nielsen sich als Mitwisser geoutet. Seine noch am Vortag im dänischen Fernsehen aufgestellte Behauptung, von Bestechungen durch den THW in Champions-League-Spielen zu wissen, wollte der Geschäftsführer von Löwen-Hauptsponsor Kasi-Group in dieser deutlichen Form nicht wiederholen. "Daran haben wir auch mit Blick auf unsere eigenen geschäftlichen Aktivitäten kein Interesse."

Ungeachtet dieser verbalen Kehrtwende von Nielsen kam die HBL nach umfangreicher Prüfung der Lage zu dem Entschluss, die dreitägige Affäre für beendet zu erklären. "Wir haben alle Möglichkeiten der Befragung ausgeschöpft. Alle Befragten konnten keine tragfähigen Angaben machen oder Beweise vorlegen", sagte Witte.

Für den THW und seinen Manager Schwenker geht damit eine schwierige Zeit zu Ende. "Dieses Thema hat langsam gewaltig genervt. Vor allem wenn man bedenkt, was die Leute dem Handball mit solchen unbedachten Vorwürfen antun", klagte Schwenker, der die Anschuldigungen schon am Vortag mit einem Ehrenwort zu entkräften versucht hatte. Angesichts der Schlagzeilen über die wirtschaftliche Schieflage einiger Bundesligisten in den vergangenen Wochen und über die Bestechungsaffäre seien die positiven Wirkungen der Handball-WM 2007 in Deutschland mit dem Triumph des DHB-Teams mittlerweile nahezu verpufft: "Das haben wir wirklich prima hingekriegt", so der THW- Manager voller Sarkasmus am Mittwoch. (küs/dpa)

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