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Tiger Woods: Zurück im Klub

Nach privaten Turbulenzen streiten Tiger Woods, Ernie Els und Phil Mickelson um den US-Masters-Titel.

Es gibt wenig, was Ernie Els dieser Tage in Hektik versetzen könnte. Er steht auf der neuen Driving Range des Augusta National Golf Club und schlägt in aller Ruhe Bälle. Der Schwung ist so harmonisch wie eh und je, der große, mächtige Körper lässt keine unruhigen Bewegungen zu. Ernie Els ist zurück zum US-Masters-Turnier. Zum 17. Mal, wie Tiger Woods. Phil Mickelson ist sogar noch ein Jahr länger dabei. Sie sind 40, 34 und 39 Jahre alt. Um sie herum wirbelt der Nachwuchs über die Übungsanlagen des Nobelclubs: Rory McIlroy, Ryo Ishikawa, Anthony Kim, Martin Kaymer. Männer unter 30, allesamt heiß auf ihren ersten Major-Sieg.

Aber wer sich umhört unter den Spielern im Augusta National, nach den Favoriten auf den ersten großen Titel des Jahres fragt, hört vor allem die drei Namen der Älteren: Woods, Mickelson, Els. So wie es vor fünfzehn und zehn Jahren war. Eigentlich hat sich nichts geändert. Die „Big Three“ bestimmen wie so oft in der Vergangenheit den ersten großen Auftritt der Saison. „Ich glaube, im Moment ist Tiger insgesamt der beste Spieler“, sagt der Ex-Masters-Champion Fred Couples. Phil Mickelson sei mit ein wenig Abstand der zweitbeste. Dazu kommt der Südafrikaner Ernie Els, der mit zwei Siegen in Folge in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt hat.

Das Trio ist zurück in einer Konstellation, die allen Beteiligten vertraut ist: Die drei begabtesten Spieler der Generation zwischen 30 und 40 streiten wieder einmal um jenen Major-Titel, der jedem von ihnen am wichtigsten ist. Woods hat bereits viermal in Augusta gewonnen, Mickelson zweimal. Ernie Els ist sieglos, weshalb er als einziger nicht den speziellen Umkleideraum für Champions im Obergeschoss des Klubhauses nutzen darf, sondern im Erdgeschoss seine Schuhe in der Kabine für die Normal-Pros wechselt.

Es ist ein paar Jahre her, dass alle drei Herren, die die Major-Turniere von 1995 bis 2002 als Gruppe dominierten, als Favoriten galten. Acht Jahre liegt Els’ Sieg beim British-Open-Turnier zurück, Mickelson gewann 2006 zum letzten Mal in Augusta, Woods stagnierte 2008 mit insgesamt 14 Titeln.

Die drei waren anderweitig abgelenkt. Alle sind sie verheiratet, alle haben Kinder. Ernie Els fehlte lange die Konzentration, weil bei seinem Sohn Autismus diagnostiziert wurde. „Das beschäftigt dich mental sehr stark und zieht dich ständig in unterschiedliche Richtungen“, sagte er. Inzwischen hat sich die Familie mit der Situation arrangiert. „Mein Ziel ist es, zurück zu kommen und zwar schnell“, sagte er zu Beginn des Jahres. Jetzt, beim US Masters, zählt er wieder zum Kreis der Besten. Seine größte Niederlage in Augusta hat ihm Phil Mickelson beschert, der ihm 2004 den vermeintlich sicheren Sieg auf den letzten sieben Löchern mit fünf Birdies wegschnappte.

Sechs Jahre später hat auch Mickelson eine Krise hinter sich gebracht. Die Krebskrankheit von Ehefrau Amy und Mutter Mary, die ihn 2009 für den Großteil des Jahres beschäftigte, scheint zumindest eingedämmt. Der 39-Jährige hat sein Arbeitsleben geändert: „Ich habe versucht, das durch zusätzliche Fitness-Einheiten zu verarbeiten, gut möglich, dass sich das jetzt auszahlt.“ Der Weltranglistendritte, der immer mit Gewichtsproblemen kämpfte, wirkt im Moment auf jeden Fall durchtrainiert wie selten zuvor.

Und die Eheprobleme und Seitensprünge von Tiger Woods haben in den letzten Woche ohnehin die Schlagzeilen bestimmt. Mit ihm sind Phil Mickelson und Ernie Els scheinbar untrennbar verbunden. Wäre ihre Karriere nicht zufällig zeitlich mit der des vielleicht erfolgreichsten Golfers aller Zeiten zusammengefallen, hätte die beiden sicherlich mehr Major-Titel abgeräumt. Freunde sind die drei darüber nie geworden. Im Gegenteil: Zumindest die beiden Amerikaner waren sich früher eher feindlich zugetan.

Doch nach all ihren privaten Turbulenzen setzt sich jetzt Nachsicht durch. Selbst vor Komplimenten schreckt man nicht zurück: „Phil ist wahrscheinlich der Mann, den man schlagen muss“, lässt Ernie Els in Augusta wissen. „Keiner von uns passt in die Schuhe eines Tiger Woods“, gibt sich Mickelson ungewohnt bescheiden. Und Tiger Woods ist angesichts seiner fünfmonatigen Turnierpause ohnehin die Demut selbst: „Ich muss erst einmal das Gefühl für das Spiel bekommen.“

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