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Sport: Tim Borowski

Wie der Bremer die Niederlage erlebte

Kurz vor der Pause, als das Spiel zur Behandlung eines verletzten Türken unterbrochen ist, versammeln sich die deutschen Spieler zu einer Art Kriegsrat. Das heißt: Eigentlich sind es zwei Kriegsräte. An der Strafraumlinie diskutieren die vier Verteidiger, 20 Meter weiter vorne tagt das Mittelfeld mit Lukas Podolski. Am Ende ist es dann Tim Borowski, der als Emissär aus dem Mittelfeld zu Linksverteidiger Marcell Jansen läuft und ihm neue Anweisungen gibt.

So etwas gehört an diesem Abend auch zu Borowskis Aufgabengebiet. Der Bremer ist im Länderspiel gegen die Türkei zwar nicht Kapitän der deutschen Mannschaft – das ist Oliver Kahn –, doch Borowski soll den grippekranken Michael Ballack zumindest auf dem Feld ersetzen. Er nimmt dessen Position im vorderen Mittelfeld ein. Ein verantwortungsvoller Auftrag, und als Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor dem Spiel gesagt hat, dass das Fehlen des eigentlich unersetzlichen Stars vielleicht eine Trotzreaktion auslösen könne, hat er wohl vor allem an Borowski gedacht. Für den weiteren Verlauf von dessen Karriere aber wird die Begegnung in Istanbul, in der er knapp 20 Minuten vor Schluss ausgewechselt wird, wohl keine Schlüsselrolle spielen.

Borowski ist in seinem 13. Länderspiel zwar engagiert, aber ihm fehlt vor allem anfangs die Dominanz, die er in letzter Zeit immer stärker zu entwickeln schien. Immerhin bemüht er sich, ein Ordnungsfaktor im ungeordneten deutschen Spiel zu sein. Borowski sucht den Blickkontakt zu seinem Bremer Mannschaftskameraden Torsten Frings, der in der taktischen Grundordnung genau hinter ihm spielt. Bei Ballbesitz der Türken allerdings lösen die vier deutschen Mittelfeldspieler ihre Raute auf und postieren sich als zweite Viererkette vor der Abwehr. Borowski rückt dann zentral neben Frings.

Dem Spiel nach vorne kann der Bremer wenig Schwung vermitteln, dank seinem läuferischen Einsatz ist er aber immer anspielbar. Die wenigen offensiven Aktionen der Deutschen nehmen bei Borowski ihren Ursprung: Einmal führt er einen Freistoß schnell aus, ein anderes Mal leitet er mit einem Diagonalpass auf Schweinsteiger den ersten Torschuss seines Teams ein. Dass Borowski nach der Pause aus der Offensive vor die Abwehr zurückgezogen wird, sollte deshalb nicht gegen ihn verwendet werden. Immerhin darf Borowski auf dem Feld bleiben. Torsten Frings nicht.

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