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Tischtennis: Boll als Lokomotive für den Boom

Zwei Team-Medaillen am ersten EM-Tag sind für den Deutschen Tischtennis-Bund keine Garantie für einen Aufschwung. Timo Boll, in China ein Super-Star, soll den Sport wieder populär machen.

Belgrad - "Es ist schwierig, bei der Europameisterschaft einen Riesenboom auszulösen. Ein EM-Titel bringt einen kurzen Schub, wäre aber ein Mosaikstein", stellte der Weltranglisten-Vierte Timo Boll fest. Er will in dieser Woche in Belgrad an seinen Erfolg bei der EM 2002 in Zagreb anknüpfen, als er EM-Gold im Einzel und Doppel holte.

Spätestens seit diesem Coup gilt der inzwischen 26 Jahre alte Hesse als Star der Szene. Boll heimst Titel, Siegprämien und Auszeichnungen ein, tritt im Fernsehen bei Thomas Gottschalk oder Stefan Raab auf und ist trotzdem im fernen China bekannter als in Deutschland. "Da wundert man sich manchmal schon. An mangelnden sportlichen Erfolgen liegt es nicht", sagte der zweimalige Weltcup- Sieger, WM-Zweite im Doppel und WM-Dritte mit dem Team.

Tischtennis kommt in deutschen Medien zu kurz

Dass das spannende Halbfinale gegen Weltmeister China bei der Mannschaft-WM im Frühjahr 2006 in Bremen nicht live von ARD/ZDF gezeigt wurde, ärgert viele Verantwortliche des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) noch heute. Die WM im eigenen Land hat in der Außendarstellung wenig bewirkt. "Wenn unser Turnier nach der Fußball-WM stattgefunden hätte, wäre das besser gewesen. Erst danach ist eine Euphorie im Land entstanden, von der Reiten, Hockey und auch Handball profitiert haben", sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.

Im Ringen um mehr TV-Präsenz und dadurch mehr Sponsorengelder setzt die DTTB-Führung weiterhin auf ARD und ZDF. Der Vertrag mit den öffentlich-rechtlichen Sendern wurde verlängert, was in der Branche nicht überall auf Zustimmung stieß. Von der EM aus Belgrad hat der Spartensender Eurosport Live-Bilder geplant.

Trotz geringer TV-Zeiten geht es beim DTTB schrittweise aufwärts. Boll ist dabei die Lokomotive. Der künftige Bundesliga-Profi von Borussia Düsseldorf wirbt seit einer Woche für ein Düsseldorfer Großhandelsunternehmen (Metro). Der Sponsorvertrag umfasst auch das komplette Nationalteam. In Belgrad tragen alle Spielerinnen und Spieler das Firmenlogo auf der Brust - auch in einer chinesischen Version. Weil Boll in China eine besonders große Popularität genießt. (Von Peter Hübner, dpa)

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