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Tischtennis: Der Rest war Wladiwostok

3B Berlin: Das Wagnis Champions League glückt dem Berliner Tischtennis-Klub.

Der Trumpf Wladiwostok stach schließlich. Die Stadt am Pazifik, rund 6500 km östlich von Moskau, schwebte beim Tischtennis-Bundesligisten 3B Berlin jedes Jahr als Albtraum über der Auslosung zum ETTU-Cup. „Wenn wir Wladiwostok zugelost bekommen hätten, wäre eine einfache Reise so teuer gewesen wie alle Spiele in der Champions League zusammen“, sagt Christian Nohl. Mit diesem Argument konnte der 3B-Manager seinen Vorstand davon überzeugen, erstmals doch für die Champions League zu melden – und nicht nur für den mit dem Uefa-Pokal vergleichbaren ETTU-Cup. Das zahlte sich aus: Durch ein 3:1 über Sterilgarda Castel Goffredo aus Italien erreichten die Frauen das Halbfinale. In der Bundesliga dümpelt der Vize-Meister dagegen nach der Vorrunde auf einem unbefriedigenden siebten Platz.

Der 28-jährige Nohl hatte im Juli 2007 die Geschicke des Klubs übernommen, als sein Vorgänger Rainer Lotsch plötzlich verstarb. Lotsch hatte es in der jüngeren Vergangenheit des Ostberliner Traditionsvereins immerhin auf drei ETTU-Cup-Siege gebracht. „Vielleicht ist das Cham pions-League-Halbfinale in etwa mit einer Finalteilnahme im ETTU-Cup vergleichbar“, sagt Nohl.

Sein Vorgänger hatte sich auf das Abenteuer Champions-League nie eingelassen. Lotsch waren die finanziellen Aufwendungen allein für die Teilnahme zu hoch – und damit das Risiko für den Verein. Auch Nohl hatte sich die Bedingungen für die Champions-League-Teilnahme durchgelesen. „Danach muss man den Katalog normalerweise wegwerfen und sich nie mehr damit beschäftigen“, sagt der Manager. Doch in seinem jugendlichen Leichtsinn fragte er noch einmal bei der ETTU nach. In der Antwort relativierte sich dann einiges: Aus verpflichtenden fünf Kameras und fünf extra-schnellen Internetleitungen wurde etwa die Aussage: „Maximal für das Halbfinale oder Finale sollte eine Kamera mit Live-Stream möglich sein.“ Der Rest war Wladiwostok.

Einen Live-Stream wird 3B nun brauchen, wenn der Klub im Januar und Februar gegen AG Froschberg aus Linz antritt. „Wir können darauf sehr stolz sein“, sagt Nohl, „aber es wird erst dann eine große Sache, wenn wir uns gegen Froschberg gut verkaufen.“

Jörg Petrasch

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