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Tischtennis: Natalia Partyka: In beiden Welten zu Hause

Seit ihrer Geburt fehlt Natalia Partyka der rechte Unterarm. Als Tischtennisspielerin trat sie bei Olympia und den Paralympics an. Nun beeindruckt die Polin bei den German Open in Berlin.

Berlin - Auch Natalia Partyka ballt die Faust, wenn sie einen wichtigen Punkt erkämpft hat. Aber davor klemmt sie erst einmal ihren Tischtennisschläger in die Beuge des anderen Arms. Denn alles, was sie tut, muss Natalia Partyka mit ihrer linken Hand machen, der 19 Jahre alten Polin fehlt seit der Geburt der rechte Unterarm. Sie lässt sich also auch hinterher mit der linken Hand zum Sieg gratulieren, wie am Freitag bei den German Open im Velodrom.

Sie hatte sich durch die Qualifikation ins Hauptfeld gespielt und traf dann auf die Deutsche Kristin Silbereisen. 40 Plätze steht die vor ihr in der Weltrangliste, auf Platz 96. Doch Partyka gewann 4:3. Dieses Spiel verfolgten die Zuschauer besonders intensiv und feuerten beide an, weil es spannend war, und weil Partyka nicht nur wegen ihrer Behinderung auffällt. Sie spielt attraktiv und athletisch, mit dynamischen Vorhand- und Rückhand-Topspins, die eher ans Männertischtennis erinnern. Und sie lässt ihren Gefühlen am Tisch freien Lauf, ihrem Ärger wie ihrem Siegeswillen. So ist sie dabei, sich mit einer Hand nach oben zu spielen.

In diesem Jahr hat sie bei den Paralympics in Peking Gold im Einzel gewonnen, wie 2004 in Athen. Nach Peking war sie schon zu den Spielen der Nichtbehinderten gereist. Bei Olympia und Paralympia dabei zu sein, das hat in diesem Jahr außer ihr nur eine geschafft, Langstreckenschwimmerin Natalie du Toit aus Südafrika, der nach einem Unfall ein Unterschenkel amputiert werden musste.

Dass Partyka bei den wichtigsten Wettbewerben für Behinderte und Nicht-Behinderte startet, sei nur für andere wichtig. „Für mich ist das nichts Besonderes.“

Es gab jedoch einen Unterschied. „Bei Olympia wollte ich einfach Erfahrungen sammeln“, erzählt sie. „Aber bei den Paralympics war ich so nervös, dass ich am Anfang keinen Ball getroffen habe.“ Schließlich war sie die große Favoritin.

Gegen sie zu verlieren, ist auch Nichtbehinderten nicht peinlich, und sie selbst sieht sich längst nicht mehr als Außenseiterin. Gezeigt hat Partyka das gegen Silbereisen. Bei 2:3 nach Sätzen und einer 8:0-Führung stand es auf einmal 8:8. An der Bande drängte ihr Betreuer auf eine Auszeit, damit sie sich noch einmal sammeln könnte. Partyka lehnte ab. „Ich habe gehofft, dass ich noch gewinne.“ Erst später schied sie gegen die an Nummer zwei gesetzte Feng Tianwei aus Singapur aus.

Ihr Selbstbewusstsein beim Sport hat Partyka offenbar früh gelernt. „Ich habe schon mit sieben Jahren gegen andere Behinderte gespielt, sie haben mir gezeigt, was man alles schaffen kann.“

In ihrer Heimatstadt Danzig hat sie nun ein Sportstudium begonnen, irgendwann soll Psychologie dazukommen. An einen Beruf denkt sie aber noch nicht. „Ich möchte erst mal lange Tischtennis spielen und so gut werden, wie ich kann“, sagt sie. „Vielleicht reicht es für einen Platz unter den besten 20 der Welt.“

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