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Timo Boll.

© AFP

Tischtennis: WM-Bronze für Timo Boll

Timo Boll hat das Endspiel bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft in Rotterdam verpasst. Er unterlag im Halbfinale Chinas Jung-Star Zhang Jike. Boll erhielt aber die Bronzemedaille - sein erstes Edelmetall im WM-Einzel.

Ausnahmekönner Timo Boll konnte das chinesische Tischtennis-Bollwerk bei der 51. Weltmeisterschaft in Rotterdam nicht überwinden. Der Weltranglisten-Zweite gewann zwar als Dritter die angestrebte erste Einzel-Medaille seiner Karriere, der Einzug ins Finale und der Griff nach Gold blieb ihm aber versagt. "Dafür muss ich mich nicht schämen. Die besten Chinesen sind noch eine Klasse stärker als ich", kommentierte Boll die deutliche 1:4-Pleite gegen Chinas Jung-Star Zhang Jike (23), die am Sonntag den Siegeszug des Rekord-Europameisters im Halbfinale abrupt beendete.

"Im ersten Augenblick überwiegt die Enttäuschung. Dennoch habe ich ein gutes Turnier gespielt. Jetzt werde ich mir nach längerer Diät erst einmal eine Pizza bestellen", sagte der 30 Jahre alte Linkshänder. Er hatte am Samstag im Viertelfinale mit dem glanzvollen 4:1 gegen den zweimaligen Doppel-Weltmeister Chen Qi (China) die erste WM-Medaille seit 42 Jahren in der Königsdisziplin für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) erkämpft. "Ich freue mich für Timo. Er hat das verdient", sagte Altmeister Eberhard Schöler, der 1969 WM-Silber in München geholt hatte.

"Wir haben mit der Medaille unser WM-Ziel erreicht. Die Ausgangsposition für die Team-WM 2012 in Dortmund und Olympia in London ist gut. Hier waren sieben Chinesen am Start, bei Olympia sind es nur zwei", bilanzierte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig das WM-Turnier, in dem die Chinesen zum dritten Mal nach 2007 und 2009 in allen fünf Final-Wettkämpfen unter sich waren. Der letzte Nicht-Chinese, der ein WM-Endspiel bestritt, war Boll: 2005 verlor er mit seinem Düsseldorfer Clubkollegen Christian Süß im Herren-Doppel.

Diesmal hatte er frühzeitig auf seinen Doppel-Start verzichtet und sich ganz auf das Einzel konzentriert. "Die fehlende Einzel-Medaille war schon ein Makel", sagte Boll. Dank einer günstigen Auslosung, bei der er unter anderem seinen Kumpel Dimitrij Ovtcharov bezwang, erreichte er programmgemäß das Viertelfinale, wo er in einem Klasse-Match gegen Chen Qi das Rotterdamer Publikum und die vielen aus Deutschland angereisten Anhänger begeisterte.

Doch der zweite Chinese Zhang Jike, Nummer drei in der Welt, zeigte Boll die Grenzen auf. "Timo war nicht satt, aber Zhang Jike ist ein anderes Kaliber. Seine Bälle kamen extrem", analysierte Bundestrainer Jörg Roßkopf die verdiente Niederlage. Der Chinese hatte Boll bereits Ende Februar im Finale der German Open in Dortmund klar beherrscht. "An der Einstellung hat es nicht gelegen. Ich bin extra früh aufgestanden. Aber bei einigen Bällen habe selbst ich nur gestaunt", erklärte der WM-Dritte, der nur den ersten Satz gewann und dessen tolle Aufholjagd im fünften Durchgang nicht belohnt wurde.

Spätestens beim Olympia-Turnier will Boll den nächsten Angriff auf die dominierenden Chinesen starten. Dafür spielt er im Sommer als Gast in Chinas Super-Liga. "Ich will noch einen Tick näher an sie ran kommen. Dazu muss ich jede Gelegenheit nutzen", sagte Boll. Neben Boll und Ovtcharov lösten bei den Damen Jiaduo Wu und Kristin Silbereisen (beide Kroppach) in Rotterdam das Olympia-Ticket für London.

Boll erhielt in Rotterdam überdies den Fair-Play-Preis des Weltverbandes ITTF. Damit wurde zum zweiten Mal das sportlich einwandfreie Verhalten des WM-Dritten gewürdigt. Bereits bei der WM 2005 in China hatte ihn die ITTF ausgezeichnet. Damals hatte der Düsseldorfer bei eigenem Matchball eine Schiedsrichterentscheidung zu seinen Ungunsten korrigiert. (dpa)

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