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Sport: Titel außer Reichweite

In der WM-Spitze fehlen deutsche Motorradfahrer– am Sachsenring soll sich nun der Nachwuchs zeigen

Das Ziel war klar: Steve Jenkner, derzeit erfolgreichster Deutscher im Motorrad-Grand-Prix, wollte in dieser Saison den Titel holen in der 125er-Klasse. Doch nach der ersten Saison-Hälfte sieht die Bilanz ernüchternd aus: Durch diverse Aussetzer an seiner Aprilia beträgt der Rückstand auf den WM-Führenden 67 Punkte. Beim Großen Preis von Deutschland am Sachsenring wird Jenkner aus der ersten Reihe starten. Er möchte „endlich mal wieder in einer Spitzengruppe über die Ziellinie kommen“. Jenkner sagt auch: „Das Podium ist immer noch in Reichweite.“ Doch der Titel scheint vergeben.

Steve Jenkner es nie geschafft, über den Status des Hoffnungsträgers hinaus zu kommen. Und er ist nicht der Einzige. Seit dem Abtritt von Vize-Weltmeister Ralf Waldmann klafft bei den deutschen Motorradfahrern nach wie vor ein Loch. Waldmanns Nachfolger als Werksfahrer bei Aprilia Germany, Klaus Nöhles, konnte sich beim Traditionsrennstall nicht lange halten. Nöhles stand zwischenzeitlich sogar ganz ohne Team da und schlug sich die letzten eineinhalb Jahre als Manager durch. Jetzt versucht er sich bei Castrol Honda wieder langsam an die Weltspitze heranzuarbeiten. Zu einem echten Leader wird der 27-Jährige aber wohl nicht mehr.

Den bräuchte der deutsche Motorrad-Rennsport aber, um aus dem Schatten der Formel 1 zu treten. Das Interesse an den Motorrad-Rennen steigt, es gibt einen Aufschwung, was Zuschauerzahlen, TV-Präsenz und Sponsoren angeht. Für die Veranstalter der Motorrad-WM („Dorna“) ist Deutschland ein wichtiger Markt. Es heißt, die Grand-Prix-Bosse wollten sogar Jenkners Umstieg auf die 250 ccm mitfinanzieren. Der 28-Jährige darf wegen einer neuen Altersbeschränkung ab der nächsten Saison nicht mehr in der 125er-Klasse fahren.

Außerdem versucht der ADAC zusammen in einer Nachwuchsserie die Verhältnisse aus Italien und Spanien auf Deutschland zu übertragen. Im motorradverrückten Süden bestreiten die Talente mit 13 ihre ersten nationalen Rennen und mit 15 den ersten Grand Prix, mit 17 fahren manche bereits um die WM. Der aktuelle 125er-Weltmeister Daniel Pedrosa feierte den Titelgewinn zwei Wochen nach seinem 18. Geburtstag.

Die deutschen Talente sammeln ihre Erfahrungen zunächst bei den Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaften (IDM) und in der EM-Serie. Die Nachwuchsförderung konzentriert sich auch nicht mehr nur auf den traditionell motorradbegeisterten Osten. Inzwischen zeigen sich auch die ersten Ergebnisse: Beim EM-Lauf im tschechischen Most erreichte der erst 16 Jahre alte Georg Fröhlich seinen ersten Sieg. Fröhlich ist seit seinem Grand-Prix-Debüt Anfang Mai in Jerez der jüngste deutsche WM-Fahrer aller Zeiten. Am Sachsenring geht er mit einer Wildcard in der 125er-Klasse an den Start. Meik Minnerop, Stefan Bradl, Sascha Hommel und Toni Wirsing sind noch zu jung, um bei der WM mitzufahren. Die vier deutschen Nachwuchsfahrer gehen aber im Rahmenprogramm des Grand-Prix an den Start. „Es ist gut, dass etwas vom Nachwuchs kommt", sagt auch Grand-Prix-Pilot Alexander Hofmann, der erste und bislang einzige Deutsche, der es in die Moto-GP-Klasse (990 ccm) geschafft hat.

Hört man sich aber bei den deutschen Nachwuchsfahrern um, so heißen deren Vorbilder nicht Hofmann, Nöhles oder Jenkner, sondern Rossi, Pedrosa und Gibernau.

Christian Mixa[Zwickau]

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