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Sport: Titel erst im Nachsitzen

Flensburg holt gegen Essen mit 31:30 den Handball-Pokal

Hamburg. Es endete abrupt, dieses schon fast stereotyp zu nennende Schauermärchen vom ewigen Zweiten des deutschen Handballs. Fünf Sekunden vor dem Ende einer dramatischen Verlängerung im Finale um den deutschen Handball-Pokal schnappte sich Lars Christiansen beim Tempogegenstoß den Ball und versenkte ihn sicher zum Flensburger 31:30 (16:12, 27:27) nach Verlängerung gegen TuSEM Essen. Und der Jubel der etwa 10 000 Zuschauer, die mehrheitlich aus Flensburg angereist waren, brach los und fegte wie ein Orkan durch die Color-Line-Arena. „Was das für uns bedeutet“, sagte Jan Holpert gerührt nach dem Spiel, „das kann man gar nicht in einen Satz packen.“ Der Flensburger Torhüter, der mit einem schwer gestauchten Knöchel in die Partie gegangen war, avancierte mit seinen Paraden zum Helden dieses Spiels.

Holpert war aber nicht der einzige mit einem Titel versorgte Patient aus dem hohen Norden. Andrej Klimowets, der russische Kreisläufer, spielte mit einer gebrochenen Nase aus dem Halbfinale vom Vortag. Beide waren mit ihrem Team auf das Spielfeld gelaufen, um zu verhindern, dass die Handballer aus dem Norden nicht schon wieder ein entscheidendes Spiel als „Vize“ beenden. Wie so oft in den vergangenen Jahren. Stets voller Hoffnung und als Favorit gestartet, war diese Mannschaft auf nationaler Ebene immer wieder kläglich gescheitert. Viermal wurde die SG seit 1997 Zweiter in der deutschen Meisterschaft. Und auch beim Final Four in Hamburg, dem Wochenendturnier der letzten vier im Deutschen Handball-Pokal, reichte es 1992, 1994 und 2000 nur zur Finalteilnahme.

Es war von Beginn ein typischer Pokalfight, hart und verbissen starteten beide Mannschaften. Es wurden keine kunstvollen Pirouetten auf dem Spielfeld gedreht, sondern es dominierte Kampf und Krampf. Bald aber zeigte sich, dass die Flensburger an diesem Tag über die besseren Einzelspieler verfügte. Vor allem der dänische Mittelspieler Joachim Boldsen, den die Flensburger Fans wegen seiner Urgewalt nur „Traktor“ nennen, ackerte sich oft durch die körperlich eigentlich überlegene Essener Abwehr, erzielte bis zum Pausenstand von 16:12 allein sechs Tore. In der zweiten Halbzeit hielt Flensburg dem Essener Druck zunächst stand und hielt das Ergebnis. Doch dann scheiterte der Angriff immer häufiger an Essens hervorragendem Keeper Chrischa Hannawald. So konnte Essen zum 24:24 wieder ausgleichen, als Oleg Velyky 18 Sekunden vor Schluss per Siebenmeter traf. Doch im Nachsitzen, der Verlängerung, holte Flensburg-Handewitt den Cup. Erik Eggers

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