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Symbiose. Mannschaft und Fans der Eintracht feiern den Sieg im Elfmeterschießen.

© Marcelo Del Pozo/Reuters

Titelgewinn in der Europa League: Die Eintracht zeigt, welche Gefühle Fußball immer noch auslösen kann

Eine Fußballmannschaft mit Herz und Euphorie hat ganz Frankfurt hinter sich vereint. Und verändert damit auch den Blick auf die Stadt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

Kennen Sie Frankfurt? Also am Main? Banken, nix los in der Innenstadt, Business-Style, vielleicht die Älteren noch Heinz Schenk und Äbbelwoi. Kühl und etwas gesichtslos ist oft das Bild von Außenstehenden auf die Stadt mitten in Deutschland. Und dann plötzlich das. Eine Mannschaft mit Herz, Euphorie und purer Leidenschaft, die ein ganz anderes Bild transportiert.

Eintracht Frankfurt gewinnt nach 42 Jahren wieder einen internationalen Titel. Und das nach Holperstart in die Saison, frühem Aus im DFB-Pokal und einer eigentlich enttäuschenden Bundesliga-Saison. Doch es ist gar nicht so sehr der sportliche Erfolg, die sportliche Leistung allein, die viele hat mitfiebern lassen. Es ist auch die pure Fußballeuphorie ihrer Fans.

Eintracht Frankfurt hat eine Seite der Stadt zutage gefördert, die viele mit Blick von außen nie sehen. Großes Herz, sehr bodenständig und ehrlich. Das fällt einem bei Frankfurt nicht unbedingt sofort ein.

Dabei hatten sie auch sportlich einen anderen Weg einschlagen wollen in den 1990er Jahren. Da sind sie Sekunden vor Schluss um die Meisterschaft gebracht worden. Rostock ist für viele Eintracht-Fans bis heute ein Trauma. Es folgte der Größenwahn, Affären und der Abstieg, sportlich und kulturell. Die Eintracht hat fast anderthalb Jahrzehnte gebraucht, um sich wieder aufzurappeln, und ist einen anderen Weg gegangen: nicht Big-City-Club. Sorry, Hertha. Sondern über Leidenschaft und Fußballeuphorie.

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Die Eintracht hat es geschafft, eine Symbiose aus ihrer Stadt, ihren Fans und der Mannschaft zu formen. Und das schwappt über. Es ist ein bisschen Fußball-Nostalgie, Fußball-Kultur, ein bisschen wahre Liebe und Sentimentalität. Und ein Zeichen, welche Gefühle Fußball nach wie vor auslösen kann, was Fankultur bedeutet.

Diese pure Hingabe auch auf Seiten der Fans schlug früher schon auch mal in etwas Aggressives, Feindseliges um. Nicht untypisch im Fußball. Auch hat diese Sentimentalität manchmal etwas Gnadenloses, Ausschließendes gegenüber modernen Entwicklungen im Fußball. Aber die Eintracht hat es geschafft, all das zu kanalisieren und etwas Positives, Euphorisches daraus zu machen. Und das ist ein Teil des Erfolgs-Geheimnisses.

Nächste Saison spielt Frankfurt dann bei den ganz Großen in der Champions League

Nächste Saison spielen sie dann bei den Großen. Schon im Supercup geht es los. Da warten dann entweder Real Madrid oder der FC Liverpool, die sich demnächst im Champions-League-Finale gegenüberstehen und dann gegen den Europa-League-Gewinner um den europäischen Supercup spielen. Auch so zwei Mannschaften, die über Leidenschaft, Euphorie und einen großen Zusammenhalt kommen. Die eins sind mit ihrer Stadt. Naja, bei Madrid wenigstens mit einem großen Teil. Und danach dann Champions League. In Frankfurt.

Auch dort werden sie mit derselben Leidenschaft, Euphorie und Neugier auftreten. Es bleibt der Eintracht zu wünschen, dass sie sich zum einen diesen Stil bewahrt, diesen Weg weitergeht. Aber es zum anderen gleichzeitig schafft, sich weiter zu professionalisieren und nicht bei der Sentimentalität stehen bleibt. Denn einmalige Erfolge sind großartig, was aber passiert, wenn man danach die Balance verliert, hat der letzte Cup-Gewinner gezeigt, als es noch der Uefa-Pokal war: Schalke 04. Aber auch die kommen ja zurück.

Sie dürfte also dem deutschen Fußball insgesamt guttun, diese Eintracht. Und für die Stadt ist es auch ein großer Imagegewinn.

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