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Sport: Tod eines Mythos

Christian Hönicke über den Ausverkauf beim 1. FC Kaiserslautern René C.

Christian Hönicke über den Ausverkauf beim 1. FC Kaiserslautern

René C. Jäggi ist noch nicht lange in Kaiserslautern, aber lange genug, um zu wissen, was der städtische Fußballklub den Menschen bedeutet. Das zeigt die Tatsache, dass der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern bis zum letztmöglichen Moment gewartet hat, um das Undenkbare auszusprechen: Das Allerheiligste, das FritzWalter-Stadion, muss verkauft werden. Das sei die einzige Möglichkeit, den Verein zu retten.

Dabei musste man damit rechnen, dass dieser Tag kommen würde, seitdem Jäggi vor die Mikrofone trat und verkündete, dass der FCK mit gut 30 Millionen Euro hoffnungslos verschuldet sei. Von dem drohenden Abstieg des viermaligen Deutschen Meisters aus der Bundesliga mal ganz abgesehen.

Um den Konkurs zu vermeiden, wird nun alles verschachert, was irgendwie glänzt. Es begann mit den Transferrechten an Miroslav Klose, die einer Lotto-Gesellschaft überlassen wurden. Nun also das Stadion auf dem Betzenberg. Was kommt als nächstes? Vereinsfarben, Klubsymbol, Maskottchen – es gibt noch genügend andere Sachen, die man an Investoren verkaufen kann, wenn man sich ihnen nur mit genügend Verve an den Hals wirft.

In Hamburg oder München ist das sicher kein Problem, da geht es schließlich nur um Fußball. In Kaiserslautern geht es um mehr. Das Selbstwertgefühl einer ganzen Region steht zum Verkauf. Horst Eckel, Fritz und Ottmar Walter, die große Elf der Fünfziger, die legendären Siege gegen Bayern München, Abstieg, Wiederaufstieg, Meisterschaft – das sind nur ein paar Schnipsel des riesigen Vermächtnis. Ein Vermächtnis, das diesen Klub so besonders macht. Und jetzt für ein paar Euro geopfert werden soll. Immerhin betont Jäggi, den Namen Fritz Walters auf jeden Fall auf dem Stadiondach behalten zu wollen. Wie lange und bis zu welchem Betrag diese Aussage Gültigkeit behält, hat er nicht gesagt. Welcher Investor sollte schließlich ohne Eigennutz eine Arena in einem 130 000-Einwohner-Städtchen kaufen?

Dennoch, Jäggi trifft an all dem die wenigste Schuld. Er hat nur die Wahl zwischen Insolvenz oder Ausverkauf. Der Mythos 1. FC Kaiserslautern stirbt so oder so. Die Frage ist nur, wie und wann.

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