zum Hauptinhalt

Sport: Tod nach Infekt

Leichtathlet René Herms starb nach einer Herzmuskelentzündung – er soll am Montag beigesetzt werden

Berlin - Der Leichtathlet René Herms ist nach einer Herzmuskelentzündung gestorben. Das hat die Staatsanwaltschaft Dresden am Freitag erklärt. Die Obduktion ergab „eine durch Viren ausgelöste Entzündung der Herzmuskulatur“, nach der es zu einem plötzlichen Herzversagen gekommen sei, teilte die Staatsanwaltschaft mit und gab zugleich das Ende ihrer Ermittlungen bekannt. Herms war am 10. Januar tot in seiner Wohnung in Lohmen bei Pirna gefunden worden. Der 800-Meter-Läufer wurde 26 Jahre alt.

Mit dem Obduktionsergebnis haben sich erste Annahmen bestätigt, dass Herms ein nicht auskurierter grippaler Infekt das Leben gekostet hat. Sowohl sein Verein LG Braunschweig als auch seine Managerin hatten berichtet, dass Herms über den Jahreswechsel an einem Infekt erkrankt war. Spekuliert worden war auch über den Einfluss von Dopingmitteln. Dafür hat die Obduktion keine Anhaltspunkte geliefert. In den Gewebeproben sollen nicht einmal Spuren von Alkohol gefunden worden sein. „Doping ist ausgeschlossen, die Spekulationen haben jetzt ein Ende“, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, „dennoch bleibt die Tragik und die Frage: Warum er?“

Herms soll noch am Abend vor seinem Tod trainiert haben. Die Symptome einer Herzmuskelentzündung hat er möglicherweise gar nicht wahrgenommen. „Eine Herzmuskelentzündung verläuft oft unbemerkt“, sagt Karl Stangl, der in der Charité Campus Mitte stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik für Kardiologie ist. „Durch die Abgeschlagenheit der Patienten werden die Symptome oft falsch gedeutet“, sagt Stangl.

Körperliche Belastung erhöht das gesundheitliche Risiko. Denn bei einer Herzmuskelentzündung sinkt die Pumpleistung des Herzens. Das kann sich zunächst durch Atemnot oder Rhythmusstörungen bemerkbar machen und dann eben bis zum Tod führen. Wichtigster Bestandteil der Therapie ist daher körperliche Ruhe.

Jedoch ist nicht sicher, dass Herms seine Herzmuskelentzündung ohne Training überlebt hätte. „Es kann genauso sein, dass der Patient in einer völligen Ruhephase tot umkippt“, sagt Stangl, auf dessen Station gerade ein junger Mann liegt, der abends vor dem Fernseher zusammensackte und nun hirntot ist.

Der plötzliche Herztod ist schon bei zahlreichen Spitzensportlern aufgetreten. In den USA seien die Fälle von 450 Sportlern registriert, von denen viele an einer nicht entdeckten oder nicht auskurierten Herzmuskelentzündung gestorben seien, berichtet Stangl. „Hochleistungssportler sind anfälliger für Infekte, denn ihre Abwehrkräfte sind gerade in Trainingsphasen deutlich eingeschränkt.“ Mit einem EKG oder einer Ultraschalluntersuchung ließe sich aber mit hoher Sicherheit eine Herzmuskelentzündung diagnostizieren.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat laut Prokop die Vorbeugung solcher Risiken in die Trainerausbildung eingebaut: „Hinweise auf die Gefahren bei Erkältungskrankheiten sind bei uns fester Lehrgangsinhalt.“

René Herms soll am Montag in Pirna beigesetzt werden. Friedhard Teuffel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false