zum Hauptinhalt

Sport: Toll verloren

Saarbrücken wird nach dem 1:5 im Frauenfinale gelobt

Berlin – Der Stadionsprecher war nicht zu stoppen. Penetrant wies er die Fans im sich langsam füllenden Olympiastadion wieder und wieder auf „Saarbrückens tolle Leistung“ hin. Die so gelobten hatten das DFB-Pokalendspiel gegen den 1. FFC Frankfurt gerade 1:5 (1:1) verloren und standen entnervt auf dem Rasen nach einer zweiten Halbzeit, in der sie von den Frankfurterinnenn nach Lust und Laune ausgespielt worden waren.

Das Podest für die Siegerehrung wurde aufgebaut und Dutzende Fotografen rannten in Stellung. Unterdessen lobte und pries der Stadionsprecher die Verliererinnen, die mit einer starken ersten Halbzeit und dem Führungstreffer verblüfft hatten, als wolle er den Klassenunterschied nach der Pause wegreden. Mit den Lobhudeleien betonte er freilich, wie trostbedürftig der am Ende chancenlose Bundesliga-Aufsteiger wohl sein musste gegen den Uefa-Cup-Finalisten, der mit sechs Weltmeisterinnen von 2007 antrat. Ganz so wollte Saarbrückens Trainer Guido Mey es nicht formulieren. „Die Enttäuschung hält sich in Grenzen. Nach dieser ersten Halbzeit habe ich keine Bange vor der Zukunft“, sagte der Coach, dessen Team um den Klassenerhalt in der Bundesliga kämpft. Er gab aber auch zu: „Mit einem 1:3 hätte ich besser leben können. Für das Team war es eine Lehrstunde.“ Dass der Aufsteiger überhaupt das Finale erreicht hatte, hatte Mey im Vorfeld pathetisch als „größten Erfolg seit Erfindung des Farbfernsehens“ bezeichnet.

Millionen Fernsehzuschauer kamen in den Genuss eines packenden Auftakts. Natalie Budge brachte den Außenseiter in Führung, nach elf Minuten hielt Saarbrückens Torhüterin Romina Holz einen Foulelfmeter von Nationalspielerin Renate Lingor, die später mit einer Schultereckgelenksprengung und mehreren Bänderrissen ausschied. Sie fällt acht Wochen aus. Petra Wimbersky, Conny Pohlers (2), Birgit Prinz und Kerstin Garefrekes schossen den technisch und athletisch klar überlegenen Favoriten doch noch zum siebten Pokalsieg. Nicht zum Einsatz kam beim Sieger Nia Künzer, die im WM-Finale 2003 das entscheidende Tor für Deutschland geköpft hatte. Künzer, die in ihrer Karriere vier Kreuzbandrisse erlitten hat, gab nach dem Endspiel ihr Karriereende bekannt.

Helen Ruwald

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false