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Sport: Torhüterduell, Teil zwei

Wer ist die Nummer eins bei der Hockey-WM? Der Berliner Uli Bubolz kämpft fair um seinen Platz

Berlin - Für Torhüter ist gutes Timing alles. Wenn Uli Bubolz aber in diesem Fall von gutem Timing spricht, hört sich das ziemlich sarkastisch an. Es war der letzte Bundesligaspieltag, als eine Flanke auf Bubolz’ Tor zuflog. Der Torhüter des Berliner Hockey-Clubs stürzte dem Ball entgegen, wollte über seinen Ellbogen abrollen – und fiel ungebremst auf die Schulter. Neun Minuten vor dem Ende der Saison. „Das hat alles noch viel dramatischer gemacht“, sagt Bubolz.

Bei seinem Sturz kugelte sich der 25- Jährige die Schulter aus, dabei riss eine Gelenklippe. Bubolz wurde Mitte Juni operiert, und als er den weiteren Behandlungsplan sah, war er „ziemlich geschockt“. Drei bis fünf Monate dauert es bei Normalsterblichen, bis sie nach einer solchen Verletzung wieder Sport treiben können. Für Bubolz hätte das bedeutet, dass er sowohl die Weltmeisterschaft in Mönchengladbach als auch den Großteil der nächsten Saison verpasst hätte. Ganz so schlimm ist es nicht gekommen. „Als Sportler habe ich ganz andere Voraussetzungen“, sagt er. Während die Nationalmannschaft Mitte Juli in Terrassa (Spanien) bei der Champions Trophy spielte, ackerte Bubolz in Berlin für sein Comeback. Jeden Tag ging er ins Fitnessstudio, fünfmal in der Woche zur Physiotherapie. Die WM hat er noch nicht abgeschrieben. Es ist die erste überhaupt, die in Deutschland stattfindet (6. bis 17. September in Mönchengladbach). Bubolz, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert, hat seit Anfang des Jahres seine gesamte Freizeit für die WM geopfert. „Vor einem Großereignis gibt es praktisch keine trainingsfreien Tage“, sagt er.

Die ganzen Mühen sollen jetzt umsonst gewesen sein? Vielleicht nicht, auch wenn die Zeit knapp wird. Bubolz wollte eigentlich schon Anfang August wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, daraus wurde aber nichts. Inzwischen ist die Verletzung aber nahezu vollständig ausgeheilt. Beim Vorbereitungslehrgang der Nationalmannschaft diese Woche war Bubolz immerhin schon wieder dabei, konnte aber nur ein torwartspezifisches Aufbautraining absolvieren, bei dem die Schulter noch geschont wurde. Entscheidend ist nun, ob er beim Vier-Nationen-Turnier in Hamburg vom 25. bis 27. August wieder einsatzfähig ist. Danach will Bundestrainer Peters seinen WM-Kader endgültig nominieren.

Wenn Bubolz nicht rechtzeitig fit ist, wird der zweite deutsche Torwartstreit in diesem Jahr – nach dem Konkurrenzkampf zwischen Jens Lehmann und Oliver Kahn bei den Fußballern – ein eher unspektakuläres Ende nehmen, passend zum ohnehin unspektakulären Wettstreit zwischen Herausforderer Bubolz und seinem fünf Jahre älteren Konkurrenten Christian Schulte vom Crefelder HTC. Anders als bei den Fußballern wurde der Wettbewerb ausschließlich mit sportlichen Mitteln ausgetragen. „Wir haben ein recht gutes Verhältnis“, sagt Bubolz. Bundestrainer Bernhard Peters wollte die Torwartfrage eigentlich vor der Champions Trophy entscheiden. Wegen der Verletzung des Berliners musste er seine Entscheidung verschieben. „Schwieriges Thema“, sagt Peters. „Beide sind stark, haben keine Defizite.“

Schulte, so etwas wie der Jens Lehmann des deutschen Hockeys, liegt nach Bubolz’ Verletzung zurzeit vorne. Er spielt seit 1996 für die Nationalmannschaft, doch die WM in Mönchengladbach wäre für ihn das erste große Turnier als Stammtorhüter. An dem zwei Jahre jüngeren Clemens Arnold, der 2004 seine internationale Karriere beendet hat, ist Schulte nie vorbeigekommen. Jetzt stehen Schultes Chancen glänzend. Bubolz sagt: „Ich habe wohl keine realistische Chance mehr, bei der WM im Tor zu stehen.“

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