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Sport: Torsten Frings Aufholjagd in Schalke

Wie der Münchner das Spiel in Dortmund erlebte Gegen Mönchengladbach heißt es am Ende 3:2

Ein wenig Angst wird Torsten Frings vor seinem ersten Auftritt für die Bayern im Westfalenstadion schon gehabt haben. Nachdem sich der Nationalspieler zuletzt mehrmals despektierlich über die Zustände bei seinem Ex-Klub geäußert hatte, kam am Tag vor dem Gastspiel im Revier der Rückzieher. Er habe „nie Probleme mit Dortmund gehabt“, beteuerte Frings. Es war wohl eine taktische Aussage. Viel genutzt hat sie Frings nichts, die schwarz-gelbe Wand der Südtribüne empfing den Neu-Münchener singender Weise mit der wenig charmanten Textzeile: „Frings, Du bist ein Hurensohn.“

Frings durfte auch nach dem Ausfall von Michael Ballack und Sebastian Deisler nicht auf seiner erklärten Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld ran, auf der er in seinem letzten halben Jahr in Dortmund Tomas Rosicky verdrängt hatte.

Frings spielt links versetzt, und das tut er, wohlwollend formuliert, reichlich unauffällig. In der ersten Halbzeit läuft das träge Spiel der Bayern auffallend am sonst so lauf- und kampfstarken Akteur vorbei. Nach 23 Minuten tritt er vor der Südkurve tapfer zum Eckball an und lässt das gellende Pfeifkonzert über sich ergehen, das jedes seiner Ballberührungen begleitet. Ganz unberührt lassen ihn die Antipathie-Kundgebungen nicht, wenig später verstolpert Frings den Ball unbedrängt. Eine Aktion, die von höhnischem Beifall begleitet wird.

Immerhin versucht es der Geschmähte kurz vor der Halbzeit mit einem Weitschuss, der links am Dortmunder Tor vorbeirauscht. Es ist die einzige Situation der Bayern in der ersten Halbzeit, die als eine Art Chance gewertet werden kann. Wesentlich besser werden seine Darbietungen auch in der zweiten Hälfte nicht: Ein Weitschuss in der 55. Minute, ein wenig läuferische Fleißarbeit, viel mehr gibt es nicht zu sehen.

Nach dem Schlusspfiff bleibt der bei der gesamten schwarz-gelben Fraktion in Ungnade gefallene Spieler von weiteren Schmähungen verschont. Die BVB-Fans haben genug damit zu tun, ihren Frust über den Ausgleich in der Nachspielzeit zu verarbeiten. Frings geht vom Platz und sagt: „Die Dortmunder Fans sind einmalig, auch wenn sie mich heute ausgepfiffen haben. Ich hatte mit mehr Protesten gerechnet.“

Gelsenkirchen - Der Mann der Stunde ist Eddy Achterberg. Er ist das Gegenteil zu Jupp Heynckes, den er als Trainer von Schalke 04 unter der Woche beerbte. Vor allen Dingen ist er richtig erfolgreich. „Ich bin sehr froh. Das ist eine Woche gewesen, die eigentlich nicht zu fassen war. Ein sehr, sehr großes Lob an meine Spieler. Sie haben vor zwei Tagen im Uefa-Cup gekämpft wie die Verrückten und jetzt wieder“, sagte der Holländer nach dem 3:2 (1:1)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach.

Die Mönchengladbacher gingen vor 61 524 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Arena Auf Schalke durch Bernd Korzynietz und Oliver Neuville zweimal in Front. Doch Christian Pander, Gustavo Varela und Ebbe Sand machten in einem mitreißenden Bundesligaspiel den zweiten Saisonsieg perfekt.

Interimstrainer Achterberg, der seit Mittwoch in der Verantwortung steht, lobte vor allem die tolle Einstellung seiner Elf. „Sie hat sich auch nach dem Rückstand nicht aufgegeben und ist zweimal zurück gekommen“, sagte der 57-Jährige, der sich über den zweiten Erfolg innerhalb von zwei Tagen freute. Der Gladbacher Trainer Holger Fach stand dagegen der Schrecken ins Gesicht geschrieben: „Wir hätten nach dem 1:0 nachlegen müssen. In der zweiten Hälfte haben wir zwei Gegentore wegen mangelhaftem Zweikampfverhalten bekommen.“

Achterberg hatte der selben Startformation wie beim 5:1 im Uefa-Cup gegen Liepajas Metalurg nur 45 Stunden zuvor vertraut. Doch ehe die Schalker sich richtig sortiert hatten, stand es bereits 0:1. Gladbachs Rechtsverteidiger Korzynietz hatte sich im Mittelfeld den Ball geschnappt, einige Schalker umkurvt und Torwart Frank Rost mit einem haltbar scheinenden Schuss überrascht.

Es verging einige Zeit, ehe Schalke ins Spiel fand die Borussen unter Druck setzte. Zunächst scheiterte der agile Uruguayer Varela dreimal, dann auch noch der dreimalige Torschütze vom Donnerstag, Ebbe Sand. Erst der junge Pander brachte die Schalker Fans im vollen Stadion zum Jubeln. Der 21 Jahre alte Abwehrspieler schoss einen Freistoß zum Ausgleich in den Winkel. Nach dem Treffer des Gladbachers Neuville mussten die Schalker, die sich spielerisch wie kämpferisch verbessert zeigten, erneut eine Aufholjagd starten. Erst krönte Varela nach einer Stunde seine Leistung mit dem 2:2, ehe Sand den 3:2-Siegtreffer erzielte. Nach dem Abpfiff galt der Jubel der Schalker Fans Trainer Eddy Achterberg. Der warf Kusshändchen zurück ins Publikum. Tsp

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