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Sport: „Total dagegen“

Schiedsrichter-Beobachter Gabor über Videobeweise und einen möglichen Präzedenzfall

Herr Gabor, Sie waren am vergangenen Sonntag beim Spiel Bayer Leverkusen gegen VfB Stuttgart Augenzeuge einer strittigen Szene kurz vor Halbzeit…

…als Schiedsrichter Dr. Wack einen Abstoß für den VfB zurücknahm und auf Eckball für Leverkusen entschied.

Das geschah, nachdem auf der Videowand im Stadion die Szene eingespielt worden war. War das der Vorgriff auf den Videobeweis im Fußball? Ein Präzedenzfall gar?

Dr. Wack hat gesagt, er habe nach Intervention seines Assistenten die Entscheidung korrigiert. Diese Darstellung ist für mich glaubwürdig. Ich hätte mir allerdings die Reaktion des Assistenten früher gewünscht. Dann hätte es um so einen lumpigen Eckball keine derart große Aufregung gegeben.

Spielte die Video-Einblendung im Stadion denn überhaupt keine Rolle?

Das Bild war natürlich sehr schnell da. So etwas ist von der DFL bei strittigen Szenen ausdrücklich verboten worden. Ich habe nach dem Spiel den Leverkusenern gesagt, dass es so nicht geht. Dadurch werden Zuschauer nur aufgehetzt…

…aber auch falsche Entscheidungen auf schnellstem Wege korrigiert.

Stellen Sie sich nur mal vor, es wäre eine Szene gezeigt worden, in der man nachträglich auf Elfmeter gegen Leverkusen hätte entscheiden müssen. Nicht vorstellbar, was das an Emotionen freigesetzt hätte beim Publikum.

Lehnen Sie den Videobeweis generell ab?

Ich bin total dagegen. Über diese Chips im Ball, darüber können wir reden. Aber Videobeweise? Denken Sie nur mal, wie lange es dauert, wenn man in allen strittigen Situationen erstmal auf den Monitor schauen muss. Ich denke, die Videobeweis-Diskussion wird irgendwann auch wieder beendet sein.

Sind die Schiedsrichter nach der Hoyzer-Affäre generell stark verunsichert?

Sicher war diese Sache in den ersten ein, zwei Wochen wenig hilfreich, da herrschte schon eine eigenartige Atmosphäre, auf allen lastete enormer Druck. Das wird sich aber allmählich abbauen.

Das Gespräch führte Karsten Doneck.

Peter Gabor (64)

leitete früher als Schiedsrichter 158 Bundesligaspiele. Seine Erfahrung bringt er jetzt als Schiedsrichter-Manager des Deutschen Fußball-Bundes ein.

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