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Sport: Totale Defensive

Tschechien gewinnt mit Mühe 2:1 gegen Lettland

Der europäische Fußballverband Uefa hat mit dem Estadio Municipal in Aveiro genau das richtige Stadion für das Spiel Tschechien gegen Lettland ausgesucht. Im leeren Zustand sieht es mit seinen blauen, gelben, schwarzen, roten, grünen und weißen Stühlen aus wie ein riesiges Steckspiel. Selbst die triste Leere bekommt durch die bunt gemischte Bestuhlung noch einen heiteren Anstrich. Als Letten und Tschechen gestern in Aveiro, fern der Heimat, ihr erstes EM-Spiel gegeneinander bestritten, blieb ein Drittel der 31 498 Plätze frei. Aber es sah wenigstens nicht allzu schlimm aus.

Mit der lettischen Nationalmannschaft verhält es sich genau andersherum: Sie ist mehr, als sie scheint. In der Qualifikation zur EM hat sie den WM-Teilnehmer Polen hinter sich gelassen, Schweden besiegt und den Weltmeisterschaftsdritten Türkei ausgeschaltet. In ihrem ersten Endrundenspiel standen die Letten gestern vor der großen Sensation: Gegen den EM-Favoriten Tschechien führten sie bis zur 73. Minute mit 1:0. Dann traf Milan Baros vom FC Liverpool zum 1:1, und schließlich erzielte der eingewechselte Marek Heinz fünf Minuten vor Schluss das Tor zum 2:1-Endstand. Beinahe wäre dem kleinen Land eine ähnliche Überraschung gelungen wie den Griechen beim 2:1 gegen Portugal.

Die Letten verfolgen in ihrem Spiel fast den gleichen Plan wie die Griechen – nur in einer noch extremeren Ausführung. Nationaltrainer Aleksandrs Starkovs ist ein Anhänger des italienischen Fußballs. Das merkt man. Zeitweise verteidigte seine Mannschaft mit acht Leuten am eigenen Strafraum, „das war einfach verdammt schwierig, wie eine Mauer“, sagte nach dem Spiel Dortmunds Tomas Rosicky und schüttelte den Kopf. Die Letten aber beließen es nicht nur beim Abwehren, bei Ballgewinn überbrückten sie mit einem langen Pass das Mittelfeld, um über die schnellen Offensivleute Rubins, Prohorenkovs und Verpakovskis in den tschechischen Strafraum zu gelangen. Auf diese Weise fiel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auch das 1:0 für die Letten: Ein langer Pass aus der Abwehr fand Prohorenkovs, der lief links bis zur Grundlinie, spielte den Ball in die Mitte, und Verkapovskis drückte ihn rein.

Tomas Rosicky sprach hinterher sogar vom „schwersten Spiel in unserer Gruppe“, und Trainer Karel Brückner war froh, dass wir „trotz des Rückstandes nicht in Panik verfallen sind“. Lettlands Trainer Aleksandrs Starkovs sagte später tapfer, ohne sich die Enttäuschung anmerken zu lassen: „Wir waren ein bisschen zu nervös. Mit dem Spiel bin ich zufrieden, aber nicht mit dem Ergebnis.“

Der große Favorit begann zwar druckvoll, hatte mit einer verunglückten Flanke Nedveds nach nur 30 Sekunden auch eine erste gute Chance; danach aber drangen die Tschechen bis zur Pause kaum noch in den lettischen Strafraum ein. Sie versuchten es immer wieder mit Weitschüssen – und scheiterten.

In der zweiten Halbzeit brachte Tschechiens Trainer Karel Brückner mit Heinz und Smicer zwei neue Offensivkräfte, der Druck auf die Letten wurde größer, die Chancen der Tschechen häuften sich. Dreimal hatten die Letten noch Glück: als Baros den Ball aus fünf Metern am Tor vorbei schoss, Jan Koller und kurz darauf Nedved an Torhüter Kolinko scheiterten. Dann aber unterlief der lettische Torhüter eine Flanke von Poborsky und ermöglichte Baros den Ausgleich. Die Konzentration der Letten ließ nun nach, und so schaffte Heinz noch das 2:1.

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