zum Hauptinhalt
Tanzpartner. Wallach Valegro bildet mit der Britin Charlotte Dujardin ein „perfektes Paar“, wie Bundestrainerin Monica Theodorescu findet.

© picture alliance / dpa

Totilas gegen Valegro: Wucht gegen Eleganz

Das Duell der unterschiedlichen Pferde Totilas und Valegro ist ein Höhepunkt der Reit-EM in Aachen. Und das einstige Wunderpferd Totilas ist keinesfalls der Favorit.

Aachen – Matthias Rath konnte sich am Mittwoch noch entspannen. Mit einem Deutschland-Fähnchen ausgestattet, feuerte der Dressurreiter seine Teamkollegin, die EM-Debütantin Jessica von Bredow-Werndl an, die in Aachen als erste Deutsche im Mannschafts-Wettbewerb antrat. Sie erreichte mit ihrem Hengst Unee eine ordentliche Wertung von 75,2 Prozentpunkten.

Unee ist väterlicherseits ein Halbbruder des Hengstes Totilas, mit dem Rath am Donnerstagnachmittag in Teil zwei der Teamkonkurrenz antreten wird. Das 40 000 Besucher fassende Aachener Reitstadion wird dann gut gefüllt sein. Totilas, der schöne Schwarze, ist auch mit 15 Jahren und nach vielen Verletzungen noch eine Attraktion.

Außerdem steht das Duell mit Valegro an, dem 13-jährigen, dunkelbraunen Wallach der Britin Charlotte Dujardin, der am Abend ins Viereck gehen wird. Dujardin ist Titelverteidigerin, Doppel-Olympiasiegerin, Doppel-Weltmeisterin und natürlich Favoritin in Aachen. Bundestrainerin Monica Theodorescu findet, die beiden seien ein „geniales Paar“ – und fügt hinzu: „Wir wollen den Abstand zu Valegro verkleinern.“

Oder ist eine Überraschung möglich? Dujardin wurde in der jüngeren Vergangenheit nur zweimal geschlagen. Vor gut einem Jahr verlor das Paar beim CHIO in Aachen im Grand Prix und Grand Prix Special gegen Rath und Totilas, bevor der Rappe sich in eine einjährige Verletzungspause verabschiedete.

In der ersten Prüfung baute Valegro damals ungewohnte Schnitzer in die Galoppwechsel ein. In der zweiten war er wieder brav, die Richter bewerteten Totilas aber besser. Das fanden nicht alle Beobachter gerecht, da Totilas’ zweiter Auftritt nicht makellos war. Gegen den Totilas-Effekt sind aber auch die Richter nicht immer immun. Der Hengst ist in Sachen Präsenz und Ausstrahlung an guten Tagen eine Wucht. Da übersieht auch der Experte den einen oder anderen Fehler.

Dem Ideal eines Dressurpferdes sehr nah

Valegro hingegen ist eher ein Tänzer, der sich federnd und schwungvoll bewegt. Wie der schwarze Rivale hat er viele Fans, deren Begeisterung sich allerdings selten zur Ekstase steigert – wie bei Totilas’ Anhängerschaft üblich. Valegro-Fans erfreuen sich eher still an der Natürlichkeit des Pferdes. „Valegro kommt dem Ideal eines Dressurpferdes sehr nah“, sagt Theodorescu.

Auch die Reiter stammen aus unterschiedlichen Welten. Rath übernahm Totilas als zehnjähriges Weltmeisterpferd vom Niederländer Edward Gal, nachdem seine Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff, eine der reichsten Frauen Deutschlands, den Hengst Ende 2010 zusammen mit Paul Schockemöhle für etwa zehn Millionen Euro gekauft hatte. Dujardin, von Haus aus nicht reich, hat sich alles selbst erarbeitet. Vor zehn Jahren kam Valegro als junges Pferd zum britischen Spitzenreiter Carl Hester, der es aus den Niederlanden gekauft hatte. 2007 machte Dujardin ein Praktikum in seinem Stall, Hester stellte ihr Talent fest und engagierte die junge Reiterin, die sich fortan um die Ausbildung des fünfjährigen Valegro kümmerte. Und es mit ihm zusammen bis in die Weltspitze schaffte.

Hester, 2012 Team-Olympiasieger mit Uthopia, setzte Trends in der Haltung von Dressurpferden. Bei ihm werden die wertvollen Rösser nicht aus Angst vor Verletzungen in Boxen gesperrt, sie dürfen raus auf die Weide und werden in der Natur geritten. Daran haben sich die Totilas-Besitzer offenbar ein Beispiel genommen. Der Rappe, der früher entweder geritten oder an der Hand geführt wurde, darf nach Raths Auskunft inzwischen allein raus auf die Wiese.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false