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Tour de France: Milram-Fahrer müssen sich für andere Teams empfehlen

Nachdem Milram seinen Ausstieg bei der Tour angekündigt hat, geht es für die Fahrer jetzt um die persönliche Zukunft.

Derzeit herrscht eine bizarre Stimmung bei Team Milram. Die guten Vorsätze für die kommenden beiden Wochen bei der Tour de France mischen sich mit Zukunftssorgen und bedingter Zuversicht, neue Verträge bei anderen Rennställen zu erhalten. Der aktuelle Namenssponsor nahm Teamchef Gerry van Gerwen am Dienstag jegliche Hoffnung. „Sie haben mir versichert, dass sie ihr Engagement nicht fortsetzen“, erklärte van Gerwen auf Nachfragen. Die Chancen, dass er einen neuen Sponsor findet, sind sehr gering. Weil die Tour de France die wichtigste Plattform dieses Sports ist, bemühen sich alle Beteiligten, die aufkommenden Fliehkräfte noch etwas im Zaume zu halten und mit einer ordentlichen Performance zumindest die Zukunft der einzelnen Fahrer freundlicher zu gestalten.

Das fahrende wie das betreuende Personal in Deutschlands einzigem Pro-Tour- Rennstall knipst ein entschlossenes Lachen an, wenn es um die nächsten beiden Wochen geht. „Ich peile jetzt Etappensiege an. Ein 13. Platz im Gesamtklassement ist vielleicht für meine Familie schön. Ich habe mich aber in der Gesamtwertung zurückfallen lassen, um Kraft zu sparen und um von den Klassementfahrern nicht als Gefahr wahrgenommen zu werden“, erzählt Linus Gerdemann.

Als die Fahrer am Dienstag mit der Absage konfrontiert wurden, löste dies als erste Reaktion noch mehr Tatkraft aus. „Wir sind jetzt alle auf Bewerbungsfahrt“, sagte Johannes Fröhlinger, der beim Milram-Vorgänger Gerolsteiner an den Profibetrieb herangeführt worden war, am Start in Morzine. Der Gerolsteiner zeigte dann auch, was er darunter versteht. Obwohl er kein ausgewiesener Bergfahrer ist, beteiligte er sich an dem Ausreißversuch, der über den 2000 Meter hohen Col de la Madeleine führte.

Die Angst fährt auch mit. „Es stehen einige Arbeitsplätze auf dem Spiel, wenn sich die Situation nicht ändert“, sagt der sportliche Leiter Christian Henn. Er befindet sich wie seine Sportler jetzt auf dem Markt. Den meisten ist um die eigene Zukunft nicht bange. „Mein Vertrag läuft aus. das ist für mich keine neue Situation. Ich werde auch im nächsten Jahr als Radprofi Geld verdienen“, sagt der Deutsche Meister Christian Knees. Für Gerald Ciolek gibt es mit dem wahrscheinlichen Aus von Milram nur „eine Alternative weniger“. Der Sprinter ist sich sicher, für die nächste Saison einen Vertrag zu ergattern.

Der Optimismus ist nicht völlig realitätsfern. Der internationale Radsportmarkt ist Bewegung. Das luxemburgische Team der Gebrüder Schleck tritt neu an, Bjarne Riis hat einen – noch nicht namentlich genannten – Geldgeber für die nächsten beiden Jahre aufgetrieben. Sorgen macht sich Ciolek eher um die kommenden Jahrgänge deutscher Radsportler: „Da sind viele Talente. Aber ohne einen deutschen Rennstall wird es schwer für sie.“

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