zum Hauptinhalt
Duenas_Nevado

© AFP

Tour de France: Routinefall Doping

Die Reaktionen auf Moises Dueñas Nevado, den zweiten offiziellen Sünder bei dieser Tour de France, wirken eingeübt.

Als vor zehn Jahren zum ersten Mal in der Tour-de-France-Geschichte Gendarme Radprofis verhafteten und Teamhotels durchsuchten, war das ein schwerer Schock. Das Rennen, der Sport und die Arbeitsplätze aller Beteiligten schienen bedroht, Verunsicherung machte sich breit in der Tour-Karawane. Auch im vergangenen Jahr lösten die Berichte von Rennfahrern in Handschellen und immer neue Dopingenthüllungen noch Krisenstimmung aus, mittlerweile sind solche Ereignisse bei der Tour jedoch beinahe schon zur Routine geworden.

„Man rollt nur noch mit den Augen und denkt sich, das kann doch nicht wahr sein, dass immer noch irgendwelche Kollegen so blöd sind“, beschrieb Jens Voigt seine Gefühle am Start der 11. Etappe auf dem Place de la Republique im Zentrum des Pyrenäenortes Lannemezan. Gerade war bekannt geworden, dass am Morgen Polizisten das Hotel der Mannschaft Barloworld durchsucht und den spanischen Fahrer Moises Dueñas Nevado in Gewahrsam genommen hatten. Nevado war bei einer Dopingkontrolle nach der vierten Etappe positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden. Da Nevado so dumm war, in seinem Zimmer verbotene Substanzen zu lagern, droht ihm nach den französischen Anti-Doping-Gesetzen sogar eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Es war der zweite Dopingfall dieser Tour und wie der erste, als der Liquigas-Fahrer Manuel Beltran ebenfalls mit Epo erwischt wurde, wurde er schnell und effizient gehandhabt. Der Radsport hat gelernt, diese Dinge als normal zu akzeptieren und zu verhindern, dass sie den Ablauf stören. So rückte die Brigade der französischen Gesundheitsbehörde diskret um acht Uhr in der Früh mit zwei Mannschaftswagen am Hotel Le Rex in der Innenstadt von Tarbes an, durchkämmte das Zimmer von Dueñas Nevado und führte ihn um halb elf mit einem Mantel über dem Kopf aus dem Hinterausgang, wie ein Hotelangestellter berichtete. Der Teambus konnte sich kurz darauf planmäßig zum Start in Richtung Lannemezan in Bewegung setzen, damit die verbliebenen acht Fahrer auch ja die Etappe nicht verpassen.

Die Reaktionen auf den Fall wirkten eingeübt. Tour-Chef Christian Prudhomme und sein Vorgesetzter, der Präsident der Tour-Betreibergesellschaft ASO Patrice Clerc, verkündeten in kurzen Statements, wie schon anlässlich der positiven Probe von Beltran, dass der Fall nur zeige, wie gut die französische Anti-Doping-Behörde AFLD arbeite und wie gut das System mittlerweile funktioniere. „Die Tour lebt“, rezitierte Prudhomme zum Abschluss seiner Verlautbarung das diesjährige Motto der Rundfahrt und schritt dann betont selbstbewusst in Richtung seines Führungsfahrzeugs davon.

Von Nevados Mannschaft Barloworld, einem italienischen Team der zweiten Kategorie, das nur per Wildcard zur Tour kam, hörte man in ebenso vorhersehbarer Manier, dass man zutiefst geschockt sei. Die Implikation war klar – Dueñas Nevado muss ein Einzeltäter gewesen sein, die Mannschaftsleitung wusste von nichts.

Ganz so unschuldig, wie die Mannschaft tut, kann Barloworld allerdings nicht in diese Geschichte hinein gestolpert sein. Dueñas gewann vor zwei Jahren die Tour de l’Avenir, das wichtigste Nachwuchsrennen im Radsport. Der Sieg hätte ihm normalerweise einen Vertrag bei einer großen Mannschaft einbringen müssen. Dass er dennoch nur bei Barloworld landete, lag, wie Carlos Arribas, der Radsportreporter der großen spanischen Tageszeitung „El Pais“ erklärte, wohl daran, dass Dueñas Nevados Ruf in der Szene nicht der beste war.

Sebastian Moll

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false