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Rick Ebbinge bleibt auch als Weltmeister bescheiden.

© imago/Marius Schwarz

Trabrennsport in Mariendorf: Rick Ebbinge schweigt und setzt neue Maßstäbe

Rick Ebbinge ist der erste Traber-Weltmeister aus Holland. Einen Tag nach den WM-Feierlichkeiten war er schon in Mariendorf im Einsatz.

Auf ihn gerichtete Mikrofone und Kameras sind nicht unbedingt sein Ding. Interviewfragen beantwortet der Niederländer Rick Ebbinge zwar höflich und sachlich. Aber seine Aussagen fallen eher kurz und bündig aus, selbst nach bedeutenden Erfolgen gerät der 35-Jährige kaum einmal ins Schwärmen. Auch als Ebbinge am vergangenen Freitag auf der Trabrennbahn in Gävle – rund 170 Kilometer nördlich von Stockholm gelegen – das Siegerpodest erklomm, war für das dortige Publikum kaum erkennbar, was in diesem Moment innerlich in ihm vorging. Der Holländer blieb wie stets total gelassen, obwohl ihm soeben der größte Triumph seiner Karriere gelungen war. Gegen die führenden Sulkyfahrer aus den elf bedeutendsten Trabrenn-Nationen hatte Ebbinge die Weltmeisterschaft gewonnen – als erster Niederländer in der Geschichte des Sulkysports.

Weit mehr als die mit dem Titel verbundenen 30.000 Euro als Prämie ist das Renommee wert, das Ebbinge von nun an begleiten wird. Denn der WM-Sieg war kein Zufall: Der fünfmalige Niederländische Meister war einfach der Beste. In den 24 Wertungsläufen, die innerhalb von sieben Tagen auf fünf schwedischen Rennpisten stattgefunden hatten, bewies Ebbinge, der mit korrektem Vornamen Henricus heißt, eine eiskalte Nervenstärke.

Mit den ihm zugelosten Pferden hatte der Profi vier dieser Läufe gewonnen. Dennoch stand vor der entscheidenden letzten Wertung alles auf der Kippe, denn mehrere Fahrer lagen fast gleichauf, und Ebbinge hatte ausgerechnet einen völlig chancenlosen Außenseiter erwischt. Doch er brachte seinen Traber fehlerlos um den Kurs, während seine Gegenspieler versagten. Der Gesamtsieg vor Yannick Gingras (USA) und Ulf Ohlsson (Schweden) war perfekt.

Wie stark Ebbinge ist, musste auch der bei der WM nur als Zehnter platzierte Deutsche Meister Michael Nimczyk anerkennen: „Rick hat während des gesamten Turniers eine makellose Leistung abgeliefert.“ Das sahen natürlich auch die Fans so, die Ebbinge am Samstag bei seiner Rückkehr auf dem Flughafen in Amsterdam begeistert empfingen. Der Aufenthalt in seiner Heimat war für den Trabrennfahrer allerdings nur sehr kurz. Denn schon wenige Stunden später musste sich Ebbinge an das Steuer seines Transporters setzen, um nach Berlin zu fahren. Am Sonntag startete er in Mariendorf und wurde mit seinem Hengst Urbanio Dritter in dem mit 15.000 Euro Preisgeld dotierten Hauptrennen hinter Josef Franzl (Sauerlach) und Heinz Wewering (Berlin).

Einer seiner engsten Freunde, der niederländische Rennkommentator Hans Sinnige, sagt: „Es macht Rick nichts aus, nachts aufzustehen und den Transporter anzuschmeißen. Denn er freut sich trotz der strapaziösen Reisen auf seine Arbeit mit den Pferden. Für ihn geht alles so weiter wie bisher und er bleibt so bescheiden, wie er es immer war – auch als Weltmeister.“

Heiko Lingk

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