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Sport: Tradition im Gegenwind

Die Zukunft des America’s Cup ist wegen juristischer Streitereien unsicher

Berlin - Diesmal soll alles besser werden. Das muss es auch. Denn das erste deutsche Team in der Geschichte des America’s Cup hat vor Valencia sehr enttäuscht. Das United Internet Team Germany hatte vor China einen desaströsen vorletzten Platz belegt. Nun gab die Mannschaft um den neuen polnischen Skipper und Steuermann Karol Jablonski bekannt, auch an der 33. Auflage der Traditionsregatta teilzunehmen. Die soll 2009 wieder vor der spanischen Mittelmeerstadt ausgetragen werden. Hatten sich die Deutschen zum 32. Cup 2005 quasi erst vor Torschluss angemeldet, ist das Team nun sehr früh mit dabei. „Diese Zeit werden wir nutzen, um das bestmögliche Team und ein exzellentes Boot an den Start zu bringen“, verspricht Teamboss Michael Scheeren.

Scheeren taxiert das Budget für das zweijährige Engagement auf rund 40 Millionen Euro. Die sollen zum Großteil von United Internet und einem weiteren, noch unbekannten Hauptsponsor getragen werden. Als Teilnehmer stehen damit neben den Deutschen Shosholoza (Südafrika), TeamOrigin (England), Neuseeland und Spanien fest. Dagegen hat die italienische Kampagne Luna Rossa des Prada-Chefs Patrizio Bertelli mitgeteilt, nicht mehr anzutreten. Doch was heißt das? Noch weiß tatsächlich niemand, ob der Cup in zwei Jahren stattfinden kann. Denn vier Wochen nach dem America’s-Cup-Finale zwischen Alinghi und Neuseeland droht die Superregatta zu einer Super-Seifenoper zu verkommen. Larry Ellison, US-Milliardär und Gründer des BMW-Oracle-Teams, hält die neuen vom Titelverteidiger Alinghi aufgestellten Regeln für unfair und illegal. Nach Meinung des exzentrischen US-Amerikaners gereichen die neuen Regeln dem Titelverteidiger massiv zum Vorteil, vor allem weil Alinghi plant, in den beiden für kommendes Jahr geplanten Vorregatten (Acts) mitsegeln zu wollen.

Außerdem kritisiert der Oracle-Gründer, dass der neue Challenger of Record, das spanische Team Desafio Espanol, kein rechtmäßiger Herausforderer sei, da der Yachtclub, für den Desafio ins Rennen gehen will, gerade erst aus der Taufe gehoben worden sei – was den Regeln von 1857 widerspreche. Die Spanier sahen sich indes heftigen Attacken vonseiten der nationalen Presse ausgesetzt, die das Team als „Handlanger Alinghis“ bezeichnete. „Zweimal hat er es nicht geschafft, auf dem Wasser zu gewinnen“, wehrte sich der Alinghi-Boss Ernesto Bertarelli gegen Ellisons Vorwürfe. „Jetzt versucht er es vor Gericht. Das ist für mich eine sehr große Enttäuschung.“

Der 62-jährige Software-Tycoon will seinen Schweizer Milliardärskollegen vor den Obersten Gerichtshof in New York zerren. Falls Ellison den Streit gewinnt, weiß niemand, wie der Cup 2009 aussehen könnte. All das verursacht Unsicherheit. So scheint es für das America’s-Cup-Management nicht einfach zu sein, einen Nachfolger für den nach 25-jähriger Kooperation ausgestiegenen Hauptsponsor Louis Vuitton zu finden.

Die Deutschen hatten sich in dem Konflikt anfangs auf Ellisons Seite geschlagen. „Prinzipiell haben wir das Vorgehen von Ellison unterstützt, weil er damit natürlich Druck auf Alinghi ausübt“, sagte Scheeren. „Und in gewisser Weise hat das auch funktioniert. Alinghi hat schon mehr Klarheit geschaffen.“

In der Szene wird gemunkelt, dass Bertarelli die umstrittenen Regeln konzipierte, um seinem ehemaligen Steuermann Coutts den Weg zu einem neuerlichen Cup-Gewinn zu erschweren. Coutts gewann den Cup 1995 und 2000 mit seinem Heimatland und 2003 mit Alinghi. Coutts leitet das Ellison-Team, das auch wieder mit den Bayern von BMW als Sponsor verhandelt, als CEO und Skipper. Bei der Präsentation sagte der 45-Jährige: „Alinghi hat die beiden letzten Cups gewonnen, weil sie besser gesegelt sind und ein besseres Design vorgelegt haben. Und genau da wollen wir sie schlagen.“ Das klang wie aus einer Zeit, als der America’s Cup noch eine Sportveranstaltung war.

Ingo Petz

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