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Sport: Tradition und roter Plüsch Die Eisbären beleben die Deutschlandhalle wieder

Es mieft nach Schweiß, altem Holz und Linoleum. In den Kellern der Deutschlandhalle lassen sich die Spuren einer fast 70-jährigen Geschichte noch riechen.

Es mieft nach Schweiß, altem Holz und Linoleum. In den Kellern der Deutschlandhalle lassen sich die Spuren einer fast 70-jährigen Geschichte noch riechen. Obwohl seit August 2001 Bewegung in die Katakomben gekommen ist. Eltern des Nachwuches vom Eishockey-Klub Berlin Capitals haben neue Holzbänke in die Räume geschreinert und Kabinen der Radfahrer von den Sechs-Tage-Rennen zu Umkleidekabinen umfunktioniert. Und in der ehemaligen Fahrerkantine hängen Wimpel und Bilder der Capitals, die im Vorjahr in die Viertklassigkeit abgestürzt sind und so ein symbolträchtiges Bild für die Halle bieten: In der Deutschlandhalle, die im eingemauerten WestBerlin lange die bedeutendste Arena überhaupt war, sind große Veranstaltungen selten geworden.

1936 wurde die Deutschlandhalle für die Olympischen Sommerspiele erbaut und von den Nationalsozialisten stolz als die größte Mehrzweckarena der Welt präsentiert. Im Krieg wurde die Arena 1943 schwer beschädigt, mitten in eine Vorstellung von „Menschen, Tiere, Sensationen“ fielen die Bomben. Als die Halle 14 Jahre später wieder öffnete, geschah dies mit einer Neuauflage besagter Show.

Auch in den folgenden Jahren war großer Zirkus angesagt: Beim Sechs- Tage-Rennen, den Hallenfußball-Turnieren, Konzerten oder beim Reiten. Und natürlich gab es unvergessene Höhepunkte: Als erster Deutscher nach Max Schmeling wurde Eckhard Dagge 1976 gegen Elisha Obed von den Bahamas Box-Weltmeister. Ein letztes Highlight boten 1995 die Basketballer von Alba Berlin, die in der Halle den Korac Cup gewannen. 1996 war erst mal Schluss. Die Arena wurde vom Senat geschlossen – auch um Max-Schmeling-Halle und Velodrom keine Konkurrenz zu machen.

Die Wiedereröffnung 2001 verdankt die Arena dem Abriss der benachbarten Eissporthalle an der Jafféstraße, die Capitals brauchten eine neue Heimat. Die Deutschlandhalle wurde zur Eishalle umgestaltet, mit bescheidenen Mitteln. Die marode Holzbestuhlung, die Brauntöne in der Halle und VIP-Räume mit puffrotem Plüsch illustrieren, dass die Halle nicht im neuen Jahrtausend angekommen ist, mit den neuen Großarenen wie in Hamburg oder Köln nichts gemein hat. Seit dem Absturz der Capitals aus der DEL schreibt die Messe Berlin als Betreiber Verluste. Nun wird wieder einmal über die Schließung der Halle nachgedacht.

Am Mittwoch und am Sonntag ist die Arena die Bühne für die Eisbären, die ihre ersten Viertelfinalpartien in den Play-offs dort austragen. Und einen, vielleicht letzten Rekord in ihrer Geschichte, könnte die Deutschlandhalle dann beherbergen: 8764 Karten wollen die Eisbären pro Partie verkaufen und damit in Berlin einen neuen Zuschauerrekord beim Eishockey aufstellen.

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