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Muss keine Anweisungen mehr geben: David Moyes ist nach weniger als einer Saison bei Manchester United entlassen worden.

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Update

Trainer-Entlassung bei Manchester United: Das Ende der kurzen Ära von David Moyes

Manchester United trennt sich kurz vor dem Ende einer Horror-Saison von Trainer David Moyes. Dabei ist nicht nur der Trainer Schuld an Uniteds Problemen. Die Zusammenarbeit hat sowohl David Moyes als auch dem Klub geschadet.

Sir Alex Ferguson wollte diese Situation nicht. Erst im Oktober sagte er: „Fußball ist ein schreckliches Geschäft. Es gibt keinen Beweis, dass eine Trainerentlassung Erfolg bringt. Es gibt hingegen viel Beweis, dass Vertrauen in ein Trainer funktioniert. Davon bin ich fest überzeugt.“ Die Trainerlegende von Manchester sprach damals bei der Vorstellung seiner Autobiografie über seinen Nachfolger David Moyes. Seine Überzeugung in langfristiges Vertrauen war der Grund, warum sich United um Moyes und nicht José Mourinho bewarb. Es war der Hauptgrund, warum Moyes ein Sechsjahresvertrag bekam – ein Vertrag, der nach einer knappen Saison schon hinfällig ist.

Der Verein hat letztendlich der Überzeugung von Ferguson nicht weit genug vertraut. Nach der Niederlage bei Moyes Ex-Klub Everton am Wochenende ist die Champions-League-Qualifikation für nächste Saison jetzt auch rechnerisch verpasst, und die Entscheidung gefallen. Moyes muss vor dem Ende seiner Horror-Saison weg. Seine Bilanz: Aus in der Champions League, Aus im FA-Cup, siebter Platz in der Liga und ein einziger Titel: Das „Community-Shield“. Der englische Supercup.

Die Gründe für Moyes’ Scheitern sind gefühlt tausend Mal dokumentiert worden. Ihm wurde ein schwacher, zwischen sehr alten und sehr jungen Spielern gespalteter Kader überlassen. Er scheiterte daran, den Kader zu verstärken; sein größter Einkauf im Sommer war Marouane Fellaini, der sich niemals beweisen konnte.

Dazu konnte Moyes seine Autorität gegenüber den Spieler nicht etablieren. Gestritten hat er nicht nur mit den jungen, frühreifen Stars wie neulich mit Danny Welbeck, sondern offenbar auch mit den Veteranen wie Ryan Giggs. Durch die ganze Saison schienen Uniteds Spieler keine Lust zu haben, für ihren Trainer zu spielen. Damit schultern auch sie einen großen Teil der Schuld für die desaströse Saison.

Eigentlich war Moyes’ Entlassung weder zu erwarten, noch ist sie eine Überraschung. Seit der 0:2-Niederlage gegen Piräus im Achtelfinale der Champions-League wurde angeblich im Old Trafford seine Entlassung besprochen. Trotzdem glaubten viele an die Macht von Fergusons Wunsch für Stabilität. Moyes selber war in den letzten Wochen in Europa gereist, um mögliche neue Spieler für die nächste Saison zu finden.

Dass der Verein seinen Willen, den Trainer langfristig zu unterstützen so schnell aufgegeben hat, liegt auch an dem medialen Druck, der Moyes die ganze Saison begleitete. Trainer und Klub haben anscheinend die Gnadenlosigkeit der britischen Sportpresse unterschätzt. Sie wollten die Übertriebenheit und Ungeduld des modernen Fußballs ignorieren, konnten es aber schließlich nicht.

Die Entlassung von Moyes wird die Kritiker zumindest kurzfristig beruhigen, aber langfristig kann die Entlassung als ein Einschnitt beim Traditionsklub gesehen werden. Das Image von United als Antithese zur Kurzsichtigkeit des modernen Fußballs ist jetzt ruiniert.

Moyes’ Nachfolger muss das bewusst sein. Das Amt muss keine langfristige Gelegenheit mehr sein, sondern in Manchester lebt es sich für Trainer so gefährlich wie bei einem Job bei Bayern, Chelsea oder Real Madrid. Deswegen ist Louis van Gaal vielleicht der absolute Favorit als Nachfolger von Moyes. Nachdem sich Jürgen Klopp ausgeschlossen hat, soll der ehemalige Bayern-Trainer den Wunschkandidat sein, und sogar mit dem Vereinsbesitzer, der Glazer-Familie, schon gesprochen haben. Der polarisierende Niederländer soll nicht unbedingt eine neue Ära prägen, sondern kurzfristig die aktuellen Problemen lösen. Zunächst wird Spieler-Legende Ryan Giggs als Interimstrainer die Mannschaft übernehmen.

Für Moyes gibt es jetzt auch eine Periode des Wiederaufbaus. Er wird es wegen der Geschichte in Manchester nicht leicht haben, einen Job in der Premier League zu finden. Daher spricht viel dafür, dass er ins Ausland wechselt. Deutschland oder Spanien würden ihm gefallen, berichten Insider. Schließlich ist er ein guter Trainer. Schließlich ist Manchester United ein Weltklub. Aber durch ihre Zusammenarbeit haben sich Trainer und Klub gegenseitig schwer geschadet.

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