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Trainer in Stuttgart: Markus Babbel: Der Alte ist der Neue

Der VfB Stuttgart hält Trainer Markus Babbel auch nach dem Pokal-Aus die Treue und verzichtet sogar auf ein Ultimatum.

Stuttgart - Dass der VfB Stuttgart bereits am Morgen Angestellte eines Sicherheitsdienstes vor den Toren postiert hatte und sein Trainingsgelände in eine Art Hochsicherheitstrakt verwandelte, erwies sich schnell als unbegründet. Kurz nach 15 Uhr kam Markus Babbel aus der Kabine zu seiner Mannschaft, die bereits zehn Minuten lang auf ihren alten, neuen Trainer gewartet hatte. Die Fans, die hinter verschlossenen Türen ausharrten, quittierten die Nachricht des Tages mit langem Beifall. Der 37 Jahre alte Babbel, das war mit dessen Erscheinen auf dem Trainingsplatz klar, bleibt trotz einer Negativserie von fünf Niederlagen in Folge vorerst Teamchef des VfB Stuttgart und sitzt am Samstag gegen den FC Bayern auf der Bank der Schwaben.

„Der gesamte Vorstand hat beschlossen, dass wir am gesamten Trainerteam festhalten“, sagte Sportvorstand und Manager Horst Heldt. Einen konkreten Zeitraum, in dem sich Babbel beweisen muss, nannte Heldt nicht. Babbel bekommt also vorerst eine neue und unbestimmte Bewährungsfrist. „Wir sind sicher, dass uns dieses Trainerteam aus der Krise herausführt“, sagte Heldt. Der Manager aber trat erst auf, als Babbel und seine Mannschaft zu einem „intensiven Lauftraining“ aufgebrochen waren. Babbel stand nicht für Auskünfte zur Verfügung.

Am Tag nach der O:1-Niederlage im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth ging die Krisensitzung des VfB gegen 14 Uhr zu Ende. Heldt berichtete auch von der „saftigen Geldstrafe“, mit der Alexander Hleb belegt wurde, der im Kabinengang in Fürth Mannschaftsarzt Heiko Striegel angeschrieen und geschubst hatte. „Alex hat sich vor der Mannschaft entschuldigt und die Strafe akzeptiert“, sagte Heldt, der guter Stimmung war, aber leicht übernächtigt aussah.

Babbel dürfte sein kämpferisches Auftreten ebenso gerettet haben wie die Tatsache, dass sich den Schwaben keine wirklichen Alternativen boten. Auch darüber dürfte Heldt in der Nacht nachgedacht haben. Marcel Koller, der in Bochum kürzlich entlassene Schweizer, war als möglicher Nachfolger genannt worden, dazu Erik Gerets. Kontakte zum früheren Bayern-Coach Jürgen Klinsmann dementierte dessen Berater Roland Eitel: „Das stimmt definitiv nicht.“ Chancenlos waren von Anfang auch Kandidaten wie Guido Buchwald, der sich selbst ins Spiel gebracht hatte.

Babbel hatte den Posten von Armin Veh im November 2008 übernommen, obwohl er gar keine Trainerlizenz hat. Der Deutsche Fußball-Bund erteilte eine Sondergenehmigung bis zum Ende der Saison 2008/2009. Babbel, der einen Vertrag bis 2011 besitzt, führte den VfB in die Champions League. Dem sportlichen Erfolg folgte jedoch wie bei Veh ein Absturz. Im Gegensatz zum Fall Veh machten die Stuttgarter bisher aber keine Kluft zwischen Trainer und Mannschaft aus. Zudem ging der VfB bewusst das Risiko ein, Babbel weiter zu beschäftigen, obwohl der gleichzeitig seine Lizenz als Fußballlehrer an der Sporthochschule in Köln absolvieren muss. Zuletzt hatte Babbel die Fortbildung geschwänzt, um sich voll dem VfB zu widmen. Auf Druck der Mannschaft hatte er seine Rotation für beendet erklärt und das System geändert. Bisher noch ohne zählbaren Erfolg.

Doch nach der Partie in Fürth trat Torwart Jens Lehmann als Fürsprecher auf und empfahl eine Weiterbeschäftigung des ehemaligen Nationalverteidigers. Es gebe keinen Grund, an Markus Babbel zu zweifeln, sagte der Torhüter: „Vielleicht stehen wir in vier Monaten wieder so hier, wenn dann der Neue keinen Erfolg hat.“ Oliver Trust

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