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Zurück in Deutschland. Raffael (rechts) hat sich für vier Jahre an Borussia Mönchengladbach gebunden.

© dpa

Update

Trainer Lucien Favre bekommt seinen Wunschspieler: Wechsel perfekt: Gladbach verpflichtet Raffael

Es war ein Transfer mit langem Anlauf. Zweimal wollte Borussia Mönchengladbach den Brasilianer Raffael bereits verpflichten. Jetzt hat es geklappt. Raffael erhält bei den Gladbachern einen Vierjahresvertrag.

Gut anderthalb Monate ist es her, da hat Raffael im Borussia-Park zuletzt gezeigt, dass er in entscheidenden Spielen den Unterschied ausmachen kann. Es ging um die Qualifikation für den Europapokal, und Borussia Mönchengladbach benötigte zu diesem Zweck zwingend einen Sieg. Zehn Minuten vor dem Ende bereitete Raffael den einzigen Treffer des Abends vor – mit einem feinen Beinschuss in den gegnerischen Strafraum. „Das war top gespielt, präzise, sehr schnell“, sagte Borussias Trainer Lucien Favre später. „Ein tödlicher Pass.“ Dumm nur, dass Raffael da noch das Trikot von Schalke 04 trug und gegen die Gladbacher spielte. Das aber ist jetzt Vergangenheit. Wenn bei der sportärztlichen Untersuchung keine Komplikationen mehr auftauchen, wird der 28 Jahre alte Brasilianer in der kommenden Woche einen Vierjahresvertrag bei Borussia Mönchengladbach unterschreiben.

Es ist kein Geheimnis, dass Favre große Stücke auf den vielseitig verwendbaren Offensivspieler hält, den er einst beim Schweizer Zweitligisten FC Chiasso entdeckt hat. Borussia Mönchengladbach ist nach dem FC Zürich und Hertha BSC der dritte Verein, bei dem beide gemeinsam arbeiten. Dass Borussias Trainer Raffael schätzt, hat Manager Max Eberl jedenfalls schon vor Favres jüngster Eloge gewusst. Eberl hat sich daher auch schon in der Vergangenheit um Favres Lieblingsbrasilianer bemüht. Bereits im vergangenen Sommer wollten die Borussen den Brasilianer vom damaligen Bundesliga-Absteiger Hertha BSC verpflichten. Der Transfer war jedoch finanziell weder zu stemmen noch zu verantworten. Für zehn Millionen Euro Ablöse wechselte Raffael schließlich zu Dynamo Kiew, hinzu kam das Gehalt, das die Dimension des in Gladbach Üblichen deutlich übertroffen hätte. Schon bei Hertha soll Raffael 2,5 Millionen Euro netto verdient haben; in Kiew dürfte es noch ein bisschen mehr gewesen sein.

Trotzdem haben die Gladbacher den Brasilianer nicht aus den Augen verloren. Im Winter wagten sie einen neuen Versuch. Eberl bemühte sich um ein Leihgeschäft und war einem Abschluss schon recht nahe – bis Schalke 04 sein Interesse anmeldete und sowohl Kiew als auch Raffael mit weit besseren Konditionen lockte. Für den Klub aus dem Ruhrgebiet bestritt der Brasilianer in der Rückrunde der vorigen Saison 16 Spiele, schoss zwei Tore und bereitete fünf vor. Die Schalker hätten Raffael für eine Ablöse von sechs Millionen Euro fest verpflichten können, ließen ihre Kaufoption allerdings verstreichen. Stattdessen strebten sie eine weitere Ausleihe an. Darauf wollte sich Kiew nicht einlassen.

„Dieser Transfer war nicht leicht zu realisieren, deshalb freuen wir uns sehr, dass es nun geklappt hat“, sagt Borussias Manager. Gladbach soll knapp fünf Millionen Euro zahlen plus einen Zuschlag, falls sich die Mannschaft für den Europapokal qualifiziert. Für den Verein ist das eine Menge Geld – das die Gladbacher wohl auch nur aufbringen können, weil Raffael zu Gehaltsabstrichen bereit war. „Er passt bei uns ins Budget“, sagt Eberl. „Raffael ist nicht unbedingt wegen des Geldes zu uns gekommen.“

Neben dem finanziellen Aspekt gibt es nämlich auch noch eine emotionale Seite des Transfers. „Ich habe Lucien Favre sehr viel zu verdanken“, sagt Raffael. „Er hat mich in Zürich gefördert und später auch nach Berlin geholt. Dieses Vertrauen möchte ich gern zurückzahlen.“ Favre wiederum, der ewig Zaudernde und latent Unzufriedene, erhält nun endlich seinen Wunschspieler. Aber das war laut Eberl nicht der entscheidende Punkt. „Wir sind genauso von Raffael überzeugt“, sagt er. „Dazu besitzt unser Trainer das beste Hintergrundwissen, das man haben kann.“

Favre schätzt Raffael für sein Spielverständnis, seine Ballsicherheit und seine Kreativität. Gemeinsam mit dem früheren Freiburger Max Kruse soll der Brasilianer mehr Dynamik und Unberechenbarkeit in das zuletzt viel zu statische Offensivspiel der Gladbacher bringen. Raffael wird das Trikot mit der Nummer 11 bekommen, das bis vor einem Jahr Marco Reus getragen hat. Dessen Qualitäten hat Favre in der Vorsaison schmerzlich vermisst. Seinen Unmut über die personellen Möglichkeiten des Kaders, gerade in der Offensive, hat Borussias Trainer nur schwer verbergen können. Nach Raffaels Verpflichtung dürfte es nun auch für ihn nichts mehr zu meckern geben.

Meckern könnte allenfalls Hertha BSC. Die Berliner hatten mit Dynamo Kiew im vergangenen Sommer erfolgsabhängige Bonuszahlungen ausgehandelt, die jetzt hinfällig geworden sind. Bis 2016 hätte Hertha jedes Jahr noch eine Million Euro zusätzlich bekommen, wenn sich Dynamo für die Champions League qualifiziert hätte. Hinzu kam eine Beteiligung am Weiterverkauf Raffaels. Die wäre allerdings nur wirksam geworden, wenn die Ukrainer für den Brasilianer mehr eingenommen hätten, als sie an Hertha bezahlt haben.

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