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Trainer Mehmet Scholl: „Spielt sie flach raus, Männer“

Wenn es doch nur immer so einfach wäre: Wie Mehmet Scholl die U13 des FC Bayern München trainiert.

Ein kleiner Fehler ist dem Trainer diesmal passiert, schon vor dem Spiel. Er hat vergessen zu sagen, was er sonst immer sagt: dass alle Ecken kurz ausgeführt werden sollen. „Und prompt haben sie jeden Ball hoch reingebolzt“, erzählt Mehmet Scholl später. Ein paar Minuten schaute er sich das an, wunderte sich, bis ihm sein Fehler einfiel. „Dann habe ich es ihnen gesagt, und es hat funktioniert.“

Wenn es doch nur immer so einfach wäre. Mit vielem, was er sonst reinruft während des Spiels, dringt Scholl nicht so richtig durch an diesem Vormittag auf dem Kunstrasenplatz an der Säbener Straße. Sonst müsste er ja nicht immer wieder Sachen rufen wie: „Spielt sie flach aus, keine langen Bälle, Männer.“ Es klingt lustig, wie er das zu all den Kindern sagt. Seit etwa einem Monat ist Scholl nun mitverantwortlich für die U-13-Auswahl des FC Bayern München.

Es war der naheliegende Einstieg ins Trainergeschäft. Denn keine Mannschaft kennt Scholl so gut wie diese U 13, wahrscheinlich nicht einmal die Bayern-Profis. Seit sechs Jahren verfolgt er die Kinder Woche für Woche, bei Spielen und im Training. Einer der Hochbegabten ist Lucas-Julian, zwölf Jahre alt und eines von drei Kindern des früheren Nationalspielers Scholl, der im Sommer 2007 seine Karriere beendet hat. Seitdem lebt Scholl ein unspektakuläres Leben, wie er selbst findet. Hin und wieder arbeitet er als Experte im Fernsehen. Und er kegelt in der ersten Mannschaft der Bayern, Bezirksliga. Dieses Frühjahr hat Scholl zudem die B-Lizenz als Fußballtrainer erworben. Und nun sammelt er Berufspraxis, seinen Worten zufolge für 500 Euro im Monat.

Offiziell sind Scholl und Guido Herberth gleichberechtigtes Trainergespann. Während des Freundschaftsspiels gegen die U 14 des FC Königsbrunn aber ist Scholl eindeutig der Wortführer. In der Pause gibt er die taktischen Anweisungen. Aufmerksam hören die Spieler zu. Besonders im Blickpunkt steht Lucas- Julian. Den Namen seines Sohnes ruft Scholl besonders oft. „Du sollst in den Strafraum gehen, nicht nur drumherum laufen.“ Und: „Ja, Lucas, guten Morgen.“ Als der kleine Scholl mit den wehenden braunen Haaren dann einen Elfmeter verwandelt und später auch das 7:0 schießt, jubelt der große Scholl kein bisschen. Im Gegenteil. Er ruft Lucas zu sich und sagt: „Du weißt schon, dass du da im Abseits standest. Kannst froh sein, dass der Schiri das nicht gesehen hat.“

Die Kinder sind immer noch weit weg von dem, was ihr Trainer einmal erreicht hat, auch wenn sie schon näher dran sind als die meisten anderen Fußballer in ihrem Alter. Scholl will das Thema Profifußball klein halten. „Die sollen erst einmal spielen und Spaß haben“, sagt er. „Und ich würde die Mannschaft jetzt gern Jahr für Jahr weiter begleiten.“ Ein bisschen Fortbildung kann da nicht schaden, das weiß er. Nächsten Sommer will Scholl die A-Lizenz machen.

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