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Immer schön locker bleiben. Jürgen Klinsmann gibt bei seiner Lizenz Entwarnung.

© dpa

Trainer ohne Trainerschein: Kein Problem für Jürgen Klinsmann

Jürgen Klinsmann trainiert Hertha BSC ohne gültige Lizenz. Aber davon lässt er sich die Zuversicht vor dem Rückrundenstart gegen Bayern München nicht nehmen.

Jürgen Klinsmann stand nicht der Sinn nach Kuchen – obwohl er ihm auf dem silbernen Tablett serviert wurde und es sich um die Lieblingssorte von Werner Gegenbauer, dem Präsidenten von Hertha BSC, handelte. Eine Anhängerin des Klubs hatte Bienenstich gebacken, sie war eigens aus Bad Reichenwalde angereist, wo die Berliner in der Vergangenheit schon mehrmals ihr Trainingslager abgehalten haben. Klinsmann, der Sohn eines Bäckers, schlug das Angebot erst einmal aus, weil er noch das Training von Hertha BSC anleiten musste. Dass ihm die Berichterstattung einer Boulevardzeitung auf den Magen geschlagen war, spielte jedenfalls keine Rolle.

Die „BZ“ hatte am Mittwoch auf der Titelseite mit der Nachricht aufgemacht, dass Klinsmann als Trainer von Hertha BSC gewissermaßen in einem Zustand der Illegalität tätig ist. Er verfügt derzeit über keine gültige Trainerlizenz, die für die Arbeit in der Fußball-Bundesliga zwingend vorgeschrieben ist.

Vor knapp 20 Jahren hat Klinsmann diese Lizenz in einem verkürzten Lehrgang für verdiente Nationalspieler erworben. Doch während man Weltmeister sein ganzes Leben lang bleibt, ist man lizenzierter Trainer immer nur auf Zeit. Die Lizenz wird lediglich für drei Jahre ausgestellt, kann allerdings verlängert werden – vorausgesetzt, man nimmt regelmäßig an Fortbildungsveranstaltungen teil. Den Nachweis darüber ist Klinsmann seit seinem Einstieg bei Hertha Ende November offenbar schuldig geblieben.

Die Lizenz liege bei ihm zu Hause in Kalifornien in irgendeiner Schublade, sagte Klinsmann am Mittag: „Die werden wir schon wieder finden.“ Bis Sonntag hat Hertha Zeit, die fehlenden Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund nachzureichen. Ganz entspannt sei man in dieser Angelegenheit, hieß es vom Verein, viel entspannter als alle anderen. Klinsmann selbst will dem DFB die notwendigen Informationen bereits zugemailt haben. „Es hat alles seine Ordnung. Das ist gar kein Problem“, sagte er.

"Jeder ist gut drauf", sagt Klinsmann

Von einer solchen Geschichte lassen sie sich bei Hertha nicht die gute Laune vermiesen, nicht vor diesem „Mega-Spiel am Sonntag“, wie Klinsmann sagte. Am Sonntagnachmittag kommen nämlich die Mega-Bayern ins Olympiastadion, denen Hertha vermutlich einen Mega-Fight liefern will, um die schöne Serie vom Ende der Hinrunde auch nach der Winterpause fortzusetzen. „Da wollen wir ein Ausrufezeichen setzen“, sagte Klinsmann. Viermal hintereinander ist seine Mannschaft zuletzt ungeschlagen geblieben. So soll es – trotz schwerer Aufgaben – weitergehen. Die Vorbereitung mit einer Woche Trainingslager in den USA hat die Zuversicht bei Klinsmann jedenfalls noch weiter befördert. Auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann.

„Jeder ist guter Stimmung. Jeder ist gut drauf“, berichtete Herthas Trainer nach der einzigen öffentlichen Trainingseinheit in dieser Woche. Linksverteidiger Marvin Plattenhardt fehlte wegen einer Erkältung; dafür kehrte Arne Maier zurück. Allerdings trainierte er noch individuell mit Fitnesstrainer Hendrik Vieth und Salomon Kalou, der in Klinsmanns Planungen keine Rolle mehr spielt. Maier ist damit schneller genesen, als sie bei Hertha befürchtet hatten. Trotzdem ist er für das Spiel gegen die Bayern noch keine Option.

Niklas Stark muss sich weiter gedulden

Gespielt hätte er vermutlich selbst dann nicht, wenn er schon wieder voll einsatzfähig wäre. Für Maiers Position hat Hertha in diesem Winter Santiago Ascacibar vom Zweitligisten VfB Stuttgart verpflichtet. „Mega, mega happy“ sei er damit, verkündete Klinsmann. „Der Junge ist schon vollkommen integriert.“ Beim abschließenden Trainingsspiel am Mittwoch schoss der Argentinier nicht nur ein schönes Tor, als er den Ball in den Winkel schlenzte, er zeigte auch, weshalb Klinsmann ihn unbedingt zu Hertha holen wollte. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler“, sagte er, „ein klassischer Sechser, der Löcher stopft, Bälle erobert und einfach spielt.“

Weil Ascacibar anders, als es die Gerüchte rund um Hertha hätten vermuten lassen, bisher der einzige Zugang ist, wird die Mannschaft gegen Bayern weitgehend die gleiche sein wie in den letzten Spielen der Hinrunde. Ascacibar dürfte Per Skjelbred ersetzen, sonst ändert sich vermutlich nichts. Das heißt, dass Karim Rekik und Dedryck Boyata in der Innenverteidigung gesetzt sind. Niklas Stark, Herthas einziger aktueller deutscher A-Nationalspieler, hingegen muss sich weiterhin mit einem Platz auf der Reservebank begnügen. „Er trainiert unglaublich gut und ist nah dran“, sagte Klinsmann. „Aber wir brauchen jetzt einfach Stabilität.“

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