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Ja, versteht mich denn keiner? André Breitenreiter wollte das Mentalitätsproblem bei Schalke 04 angehen. Bislang allerdings ohne Erfolg.

© dpa

Trainer von Schalke 04: André Breitenreiter: Der Missverstandene

André Breitenreiter steht beim FC Schalke 04 unter Druck – gegen Eintracht Frankfurt hofft der Trainer auf eine Trotzreaktion seiner Mannschaft.

Zwei Tage nach dem Debakel, als sich die Emotionen gelegt hatten, war es Zeit für eine Relativierung. André Breitenreiter war jedenfalls sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht, als er am Samstagmittag seine Gedanken formulieren sollte. „In Sachen Erwartungshaltung habe ich in keinster Weise unsere Fans gemeint“, sagte der Trainer des FC Schalke 04 und ruderte damit nicht ganz überraschend um 180 Grad zurück.

So hatte er es schon häufiger in seinem Dreivierteljahr in Gelsenkirchen gemacht. Bei seinen Aussagen, die öfter mal für Unmut in Klub und Umfeld sorgten, fühlte er sich stets missverstanden. So auch nach dem 0:3 gegen Schachtjor Donezk und dem frühzeitigen Ausscheiden bereits in der Zwischenrunde der Europa League am Donnerstagabend. Da hatte Breitenreiter sich noch direkt an die Anhänger des Bundesliga-Klubs gerichtet. „Ich kann die Enttäuschung der Fans verstehen, doch dass es am Ende höhnisch wurde, macht mich nachdenklich. Das hat mit Erwartungshaltung zu tun, hier träumt man von der Meisterschaft und der Champions League, das ist völlig unrealistisch“, sagte der Trainer unmittelbar nach der Pleite.

Daraufhin entlud sich in der Fanbasis ein digitaler Sturm des Entsetzens. Es fühlten sich ausgerechnet diejenigen angesprochen, die in dieser Spielzeit bereits viele schwächere Auftritte ihrer Mannschaft geradezu unkritisch begleitet hatten und die die Mannschaft stets bestmöglich unterstützten. Zumal die Anhänger selbst das frühe Ende in der zweiten Runde des DFB-Pokals mit ungewöhnlichem Langmut hingenommen hatten. Umso erstaunlicher waren für sie die Aussagen Breitenreiters – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass der Trainer am Tag vor der Partie gegen Donezk bestenfalls noch diesen internationalen Wettbewerb gewinnen wollte und zudem noch der Auffassung war: „Die Geschichte mit Platz drei und der Champions League, ganz ehrlich: Das ist doch auch mein Wunsch und der Wunsch der Mannschaft.“

Leroy Sané befindet sich derzeit in einer Schaffenskrise

Damit antwortete er auf den jüngsten Vorstoß von Manager Horst Heldt, der das Erreichen der Champions League als Saisonziel genannt hatte. Doch das wird nicht einfach. Zumal Breitenreiter die Mentalitätsprobleme, die das Team seit einigen Jahren begleiten, noch nicht beseitigen können. Eigentlich eine der Aufgaben, die vor Saisonbeginn zum wichtigsten Teil der Arbeitsplatzbeschreibung zählten.

„Wenn Widerstände oder Rückstände auftreten, dann lassen die Spieler zu schnell den Kopf hängen. Mir als Trainer ist es noch nicht gelungen, dass die Mannschaft konstanter ihre Leistung gezeigt“, räumte Breitenreiter ein. Dass seine Mannschaft wieder zu der Selbstaufgabe neigt, dürfte auch Breitenreiter überrascht haben.

Eine offensivere Handschrift, wie sie der zumeist überaus selbstbewusste Trainer angekündigt hatte, ist indes noch immer nicht zu erkennen. Mit 31 Toren in der Bundesliga haben die Schalker nach 22 Spieltagen sogar einen Treffer weniger erzielt als zum gleichen Zeitpunkt in der destruktiven Vorsaison. Vermeintliche Leistungsträger wie Klaas-Jan Huntelaar, Johannes Geis oder Roman Neustädter sind zudem seit längerer Zeit weit von ihrer Bestform entfernt. Sogar Joel Matip, über weite Strecke der Saison eine äußerst solide Stütze, zeigt Schwächen.

Und dass sich das 20 Jahre alte Supertalent Leroy Sané derzeit in einer Schaffenskrise befindet, bedeutet ebenfalls nichts Gutes, weil die Schalker so gut wie keine Torgefahr mehr entwickeln. Das alles fällt in den Zuständigkeitsbereich Breitenreiters und seines Trainerteams. „Ich erwarte eine Trotzreaktion beim Spiel in Frankfurt“, sagte der Trainer gestern. Ansonsten droht wieder eine Entfremdung mit den eigenen Fans. Und das wäre wohl das Schlimmste, was dem Klub und den Verantwortlichen derzeit widerfahren könnte.

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