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Sportsoziologe Sebastian Braun war Deutscher Jugendmeister mit Hertha 03 Zehlendorf.

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Trainerentlassungen: Die Halbrauswürfe aus Expertensicht

Sebastian Braun, 39, ist Direktor des Instituts für Sportwissenschaft und Leiter der Abteilung Sportsoziologie an der Humboldt- Universität Berlin.

Von Maris Hubschmid

Herr Braun, drei Bundesligisten haben ihre Trainer zum Ende der Saison entlassen. Bis dahin sollen die Mannschaften wie gewohnt unter ihnen trainieren. Kann das funktionieren?

Ja und nein. Natürlich kann das funktionieren, Huub Stevens beispielsweise ist 2002 noch mit Schalke Pokalsieger geworden. Psychologisch wertvoll ist so ein Schritt im Hinblick auf das Mannschaftsgefüge aber nicht. Der Trainer ist durch den Entzug des Vertrauens von Seiten der Vereinsbosse in seiner Führungskompetenz schwer angekratzt.

Sind der FC Bayern und der HSV, die heute gegeneinander spielen, und auch Schalke also falsch beraten worden?

Nein, sie hatten keine Alternative. Der Handlungsdruck war in allen Fällen zu groß, es brauchte einen Rauswurf zur symbolischen Beruhigung der Situation. Das wissen nicht zuletzt auch die Spieler. Sie kennen ja die Machtstrukturen und sind sich im Klaren darüber, dass den Trainer nie die alleinige Schuld trifft. Man denke an van Gaal: Er hat eine grandiose erste Saison hingelegt. Er wird in der zweiten nicht alles grundlegend falsch gemacht haben.

Louis van Gaal sagt, der Verein Bayern München sei größer als er – aber auch größer als der Vorstand. Bedeutet die Situation also keinen Autoritätsverlust für ihn?

Es ist wichtig zu unterscheiden: Keine Person verkörpert einen Verein so sehr wie der Trainer. Wenn der Verein beschließt, sich von ihm zu trennen, ist das vordergründig eine Absage an seine charismatische Persönlichkeit, nicht an seine fachlichen Fähigkeiten. Dazu ist die sportliche Ebene, auf der agiert wird, zu hoch. Dennoch werden diejenigen, die Schwierigkeiten mit dem Trainer haben, sich schwer tun, ihm weiter Respekt zu zollen. Die wenigsten werden aber so dumm sein, das zu zeigen: Es gibt eine ganze Gruppe von Trainern und Betreuern, von deren Gunst die Karriere eines Spielers abhängt. Die Spieler wissen das – und auch, dass man sich immer zweimal begegnen kann.

Welcher der drei Trainer hat unter diesen Umständen die besten Chancen, aus seiner Mannschaft noch das Maximum herauszuholen?

Ganz klar Magath. Er kann seine Mannschaft noch zu einem Titel führen, es gibt noch ein gemeinsames Ziel.

Das Gespräch führte Maris Hubschmid

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