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Sag du es mir: Der neue Trainer Oliver Kostic (links) und der wiedergenesene Spielmacher T.J. Bray sollen den Bayern wieder Schwung verleihen.

© Imago

Trainerwechsel ohne Wirkung: Bayern Münchens Basketballer stecken in der Sackgasse

Für die Basketball-Abteilung des FC Bayern München läuft es gerade überhaupt nicht. Selbst ein Trainerwechsel droht zu verpuffen.

Am 7. Januar trat Oliver K. seinen Dienst beim FC Bayern München an. Einer, der sich im Verein auskennt, sollte den so wichtigen Job übernehmen. Einer, der bereits bewiesen hat, dass er mit dem Weltklub erfolgreich sein kann. Und einer, der sich mit dem sprachmächtigen Führungspersonal beim Deutschen Meister gut arrangieren kann. Einer wie Oliver K. eben.

Der Rummel und das Aufsehen um Oliver Kostic, der an besagtem Tag den Cheftrainerposten beim Profiteam der Münchner Basketball-Abteilung übernahm, war dann jedoch nicht ganz so groß wie der um Oliver Kahn, der am gleichen Tag als neues Vorstandsmitglied der Bayern vorgestellt wurde und sich in Zukunft vor allem um die Belange des Fußball-Betriebs kümmern wird.

Der FC Bayern Basketball will der Negativspirale entgehen

Dabei besaß die Entscheidung der Basketball-Bosse des FC Bayern durchaus Sprengkraft: Schließlich hatte hier gerade der ungeschlagene Tabellenführer der Basketball-Bundesliga seinen Meistertrainer Dejan Radonjic vor die Tür gesetzt und seinen Posten an einen seiner Assistenten vergeben. Doch im Basketball dreht sich die öffentliche Aufmerksamkeitsspirale natürlich nicht ganz so schnell.

Für die mit ihr verwandte Negativspirale hingegen gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie auch sonst bei einem Verein mit den Ansprüchen des FC Bayern. Und die wollten die Verantwortlichen mithilfe des Trainerwechsels gar nicht erst ins Rotieren kommen lassen.

Das Erstrunden-Aus im Pokal gegen Bonn war noch als eine Art Ausrutscher durchgegangen – auch weil sich die Bayern zumindest in der Bundesliga zwar wenig überzeugend, aber dank ihrer individuellen Klasse weiter von Sieg zu Sieg hangelten.

Skeptisch: Trainer Dejan Radonjic konnte die Bayern-Verantwortlichen nicht mehr überzeugen. Anfang Januar musste er deshalb gehen.
Skeptisch: Trainer Dejan Radonjic konnte die Bayern-Verantwortlichen nicht mehr überzeugen. Anfang Januar musste er deshalb gehen.

© Matthias Balk/dpa

Doch auf höchstem internationalen Niveau in der Euroleague mehrten sich die trostlosen Auftritte und mitunter kräftigen Abreibungen: 63:93 in Belgrad, 60:93 in Vitoria, 73:98 gegen Kaunas – die Liste ließe sich fortsetzen. Die Play-offs, erklärtes Ziel vor der Saison, waren in Gefahr.

„Wir waren in einer Sackgasse“, erklärte Sportdirektor Daniele Baiesi. „Wir hatten unsere Probleme und das Gefühl, dass das Team nicht mehr reagiert.“ Ein neuer Trainer sollte es also richten: Oliver Kostic, 46 Jahre alt und seit über sechs Jahren im Verein, bei dem er vor allem im Nachwuchsbereich erfolgreich arbeitete. „Wir sind jetzt zu dem Entschluss gekommen, einen neuen Impuls und Ansatz zu benötigen“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic.

Bayern Münchens deutlichste Niederlagen in dieser Saison

  • Euroleague: Baskonia Vitoria-Gasteiz – Bayern München 93:60 (–33)
  • Euroleague: Roter Stern Belgrad – Bayern München 93:63 (–30)
  • Euroleague: Anadolu Istanbul – Bayern München 104:75 (–29)
  • Euroleague: Valencia BC – Bayern München 82:56 (–26)
  • Euroleague: Bayern München – Zalgiris Kaunas 73:98 (–25)
  • Euroleague: Maccabi Tel Aviv – Bayern München 77:55 (–22)

Dieser neue Impuls ist beim nüchternen Blick auf die Ergebnisse jedoch bislang ausgeblieben: Als neuer Chefcoach verlor Kostic all seine ersten vier Spiele mit den Bayern. Die ersten drei Niederlagen gab es in der Euroleague, wo das Team zumindest phasenweise wieder mehr Biss zeigte, inzwischen aber sogar auf den letzten der 18 Plätze durchgereicht wurde.

Und am Sonntag kam nun auch noch die erste Niederlage in der Bundesliga hinzu: Mit 74:81 unterlagen die sichtlich geschlauchten Münchner bei ihrem dritten Auswärtsspiel innerhalb von fünf Tagen gegen Ludwigsburg.

„Das war mental und von der physischen Energie her schwer zu handlen“, sagte der neue Trainer Kostic nach dem Spiel. „Es war also klar, dass so eine Serie eintreten könnte.“ Die Bayern-Verantwortlichen betonen ohnehin, dass es nun erst einmal um den Eindruck auf dem Feld und nicht um die Ergebnisse gehen soll. „Die Priorität bei uns muss jetzt sein, das Maximum aus sich herauszuholen, und zwar konstant“, sagte etwa Manager Pesic der Münchner „Abendzeitung“.

Endstation: Greg Monroe (rechts) war Bayerns namhaftester Zugang im Sommer. Am Sonntag unterlag er jedoch mit seinem neuen Team in Ludwigsburg.
Endstation: Greg Monroe (rechts) war Bayerns namhaftester Zugang im Sommer. Am Sonntag unterlag er jedoch mit seinem neuen Team in Ludwigsburg.

© Thomas Kienzle/dpa

In der Bundesliga liegt das Team mit 14 Siegen aus 15 Spielen auch weiterhin komfortabel an der Spitze, doch besonders in der Euroleague wird die Luft langsam dünn. Dort wollten sich die Bayern in dieser Saison eigentlich besonders gut verkaufen und sich für eine A-Lizenz empfehlen, um in Zukunft dauerhaft Teil der europäischen Basketball-Elite sein zu können.

Dafür wurde der Etat vor der Saison noch einmal in Richtung der internationalen Topteams geschraubt, und mit dem früheren NBA-Profi Greg Monroe oder Nationalspieler Paul Zipser kamen große Namen nach München. Geholfen hat es jedoch wenig.

Personell nachlegen wollen die Bayern nun nicht mehr. Die Hoffnungen der Münchner ruhen auf Oliver Kostic. Der neue Trainer soll mithilfe der inzwischen zurückgekehrten Langzeitverletzten, wie etwa Spielmacher T.J. Bray, möglichst rasch ein Team formen, das mit mehr Tempo und Risiko spielt als unter seinem Vorgänger.

Und das trauen ihm die Verantwortlichen auch zu: Kostic soll keine Interimslösung werden und mindestens bis Saisonende bleiben. Dass das beim FC Bayern funktionieren kann, zeigt ja zurzeit immerhin ein gewisser Hansi F.

Leonard Brandbeck

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