zum Hauptinhalt
Trans Frauen wie die Australierin Hannah Mouncey (re.) werden beim Leistungssport immer noch häufig ausgeschlossen.

© Kelly Defina/AFL Media/Getty Images

Trans Personen im Leistungssport: Nicht die Athlet*innen sind das Problem, sondern das System

Trans Personen werden im Leistungssport nach wie vor ausgeschlossen. Dabei geht es weder um Fairness noch um Chancengleichheit. Ein Kommentar.

Heute ist Transgender Day of Visibility. Ein Tag, der zur Sichtbarkeit von trans Personen beitragen soll und außerdem ein guter Zeitpunkt ist, um über trans Personen im Sport zu sprechen. Denn die werden vor allem im Leistungssport häufig immer noch ausgeschlossen und diskriminiert.

Internationale Verbände wie der Leichtathletik-Weltverband sehen zwar vor, dass trans Frauen in Wettbewerben gegen Frauen antreten – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ihre Testosteronwerte nachgewiesenermaßen niedrig sind. Anderenfalls werden sie ausgeschlossen beziehungsweise müssen Medikamente nehmen, um den Wert künstlich zu senken. Oder anders ausgedrückt: Sie müssen sich selbst manipulieren, ohne dass die medizinischen Konsequenzen klar sind.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Dabei sind nicht trans Athlet*innen das Problem, sondern ein System, das nach wie vor in engen heteronormativen Strukturen verhaftet bleibt und dadurch bestimmte Personengruppen ausschließt. Erst im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass der Welt-Rugbyverband plant, trans Frauen aus Frauenteams auszuschließen. Begründet wurde das mit „Sicherheitsbedenken“ und „physischen Vorteilen“. Dabei ist wissenschaftlich gar nicht eindeutig belegt, dass trans Frauen automatisch Vorteile haben.

Im Gegenteil: Eine jüngste Studie, die im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht wurde, besagt: Trans Frauen haben zwar ein Jahr nach Beginn ihrer Hormontherapie einen sportlichen Leistungsvorteil gegenüber ihren cis Konkurrentinnen – also Frauen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizierten – dieser gleiche sich allerdings nach zwei Jahren immer mehr an.

[Wer mehr über queere Themen erfahren will: Der Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel erscheint monatlich, immer am dritten Donnerstag. Hier kostenlos anmelden]

Ginge es wirklich um Fairness – wie so oft behauptet wird -, dann müsste man auch auf potenzielle Nachteile von trans Männern schauen. Und wenn es wirklich um Chancengleichheit ginge, dann müssten körperliche Vorteile, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben, miteinbezogen werden. Also beispielsweise Usain Bolts ungewöhnlich hoher Anteil zuckender Muskelfasern oder überdurchschnittlich hohe Testosteronwerte bei cis Sportlern.

Noch besser wäre es aber, wenn der Leistungssport tatsächliche Maßnahmen ergreifen würde, um Fairness zu garantieren. Dazu gehört beispielsweise, konsequent gegen Doping vorzugehen und sich entschieden gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie zu stellen. Denn das sind berechtigte Gründe für „Sicherheitsbedenken“.

Zur Startseite