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Liberopoulos

© pa/dpa

Transfermarkt: Stürmische Eintracht

In Frankfurt wird nicht mehr gekleckert – der Angreifer Liberopoulos kommt. Der 60-fache Nationalspieler gilt in seiner Heimat Griechenland als große Nummer.

Morgen schwebt die griechische Doppelspitze am Main ein. Ioannis Amanatidis und Nikos Liberopoulos sitzen gemeinsam in der Linienmaschine, die von Athen nach Frankfurt fliegt und zwei Fußballer der so kläglich bei der Europameisterschaft gescheiterten griechischen Nationalmannschaft an ihren Arbeitsplatz befördert. Amanatidis, 26, Kapitän von Eintracht Frankfurt, und Liberopoulos, in knapp drei Wochen 33, der nächste und vorerst letzte Neuzugang, spielen künftig auch im Vereinsteam zusammen. Liberopoulos wird der dringend benötigte dritte Stürmer der Eintracht.

Der 60-fache Nationalspieler, um den im vergangenen Jahr der 1. FC Nürnberg vergeblich buhlte, gilt in seiner Heimat als große Nummer: Der Mittelstürmer alter Prägung war dreimal Griechenlands Fußballer des Jahres und 2003 und 2007 auch Torschützenkönig, er gilt als Vorzeigeprofi, der sich bei Panathinaikos und AEK Athen große Sympathien erworben hat. Doch weil Liberopoulos nicht mehr der Schnellste ist, hat ihn Otto Rehhagel bei der EM nur gegen Russland (0:1) eingesetzt. Dennoch ist Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel davon überzeugt, „dass uns der Spieler mit seiner enormen Erfahrung gut zu Gesicht steht“. Vorstandsboss Heribert Bruchhagen glaubt an einen guten Griff, „der Spieler kommt zu passablen Bedingungen“.

Liberopoulos ist nach einem Zerwürfnis mit AEK-Präsident Demis Nikolaidis zwar ablösefrei, soll aber in Frankfurt bis 2010 rund 1,5 Millionen Euro jährlich verdienen. Ein Indiz, dass auch der Tabellenneunte der Bundesliga mittlerweile zu klotzen vermag. Mit 65 Millionen Umsatz kalkuliert der Traditionsverein, fast 25 Millionen fließen ans kickende Personal, „und die internationalen Preise sind für Stürmer besonders hoch“, wie Bruchhagen weiß.

Bruchhagen, der sich zusammen mit Funkel gern als Antipode einer überzogenen Erwartungshaltung geriert, ist stolz, dass solch ein Coup gelungen ist. „Früher haben wir hier Nico Frommer gegen Arie van Lent oder Markus Beierle getauscht. Da sind wir jetzt einen ganzen Schritt weiter.“ In der Tat: Vergangenen Sommer kamen der Japaner Junichi Inamoto und der Iraner Mehdi Mahdavikia, im Winter wurden für acht Millionen Euro der Brasilianer Caio und das tschechische Sturmtalent Martin Fenin gekauft, nun sind mehr als drei Millionen für den Österreicher Ümit Korkmaz und mehr als zwei Millionen für den jungen französischen Abwehrspieler Habib Bellaid ausgegeben worden. Ausländische Kräfte mit gewisser, aber doch begrenzter Anziehungskraft, „um die sich kein deutscher Spitzenverein bemüht hat“, wie Bruchhagen sagt. Der Ostwestfale glaubt mehr denn je, dass die Rangordnung in Deutschland zementiert ist. „Bayern an eins, Bremen zwei, Schalke drei, Hamburg vier – das wird alles so bleiben. Und dahinter Wolfsburg, Leverkusen, Stuttgart.“ Und da auch Konkurrenten wie Hannover 96, Borussia Dortmund oder Hertha BSC das Risiko längst nicht mehr scheuen, wäre Frankfurts Chef schon froh, wenn wieder ein Mittelplatz belegt wird. Doch die Verantwortlichen weigern sich hartnäckig, ein offizielles Saisonziel zu benennen. „Der typische Hesse ist mit rationalen Einschätzungen nicht erreichbar.“

Spürt da einer eine gewisse Ohnmacht? Einerseits ja, andererseits nein. Nach oben geht nicht viel, nach unten sollte nicht viel passieren, „wir haben unsere Qualität so vergrößert, dass uns Bielefeld, Cottbus und Bochum nicht mehr gefährlich werden sollten“, sagt Bruchhagen. Das sei viel wert, „uns darf nur nicht das passieren, was dem 1. FC Nürnberg passiert ist. Die sind doch mit einer Mannschaft abgestiegen, die auf Platz fünf bis sieben hätte landen können“. Liberopoulos kennt die Geschichte übrigens auch schon: Nationalmannschaftskollege Angelos Charisteas hat ihm davon bei der EM erzählt.

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