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Sport: Trapattonis nächste letzte Chance

Stuttgart - Manchmal ist Fußballtraining wie Schule. Mit Giovanni Trapattoni auf alle Fälle.

Stuttgart - Manchmal ist Fußballtraining wie Schule. Mit Giovanni Trapattoni auf alle Fälle. Da stand der Maestro auf dem Übungsgrün wie der Lehrer vor seiner Klasse, die die letzte Mathearbeit völlig verhauen hat, was ihm offenbar ein Rätsel ist, weil sie ja so viel geübt hatten. Ein paar Sonnenstrahlen kämpften sich durch den wolkigen Himmel, als Trapattoni nach dem ernüchternden 0:2 im Uefa-Cup gegen Donezk eine grundsätzliche Frage stellte. „Ich habe die Mannschaft gefragt, ob sie mich nicht versteht“, berichtete er und schaute belustigt drein. „Die Spieler haben gelacht“, sagte er. Das wertete er als Antwort: Sie verstünden ihn sehr gut.

Am Abend zuvor drängte sich den 15000 Zuschauern nicht gerade der Eindruck auf, Mannschaft und Trainer bildeten eine Einheit, die mit Freude fruchtbare Ergebnisse erwirtschaftet. Viele der schwäbischen Profis hasteten, wie peinlich berührt, wortlos davon. „Ich fühle eine Leere in mir“, sagte Stürmer Marco Streller und offenbarte die in der Mannschaft herrschende Ratlosigkeit. Kapitän Zvonimir Soldo sagte, „es gibt keine Erklärung“. Präsident Erwin Staudt tauchte lieber gleich gar nicht auf, um die Lage zu erläutern. Vor drei Wochen noch hatte er eine Art Ultimatum gestellt und positive Ergebnisse nebst einer klaren Trendwende gefordert. Jetzt geht die Klubführung auf Tauchstation, als wolle sie ein Problem aussitzen. Oder sie will vor dem Spiel am Sonntag in Nürnberg nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Hinter den Kulissen freilich steht wohl fest: Geht die Partie beim Club verloren, muss Trapattoni gehen. Offiziell gibt es die üblichen Treueschwüre.

Trapattoni sprach derweil von „Momenten der Angst“, von „Zeichen der Unsicherheit“. Am nächsten Tag kam er mit Tempo um die Ecke und sprang förmlich auf seinen Stuhl. Er analysiere die Mannschaft immer noch, sagte er. Mal begegne er Rätseln, mal viel Enthusiasmus. Das aber tut er seit vier Monaten. Seit vier Monaten bittet er um Geduld und sagt, sein Ziel sei der Uefa-Cup. Immerhin gibt er in diesen Tagen zu, „wir können es uns derzeit nicht erlauben, irgendwen zu unterschätzen, auch nicht einen Klub am Tabellenende“.

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