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Sport: Traumrollen für Inlineskater

Zum Frühling werden die Rollerskates aus dem Keller geholt. Das macht nicht nur Spaß, sondern auch fit

Der Wind trägt Wortfetzen über das gelände am Sportforum Hohenschönhausen. „Im Tritt bleiben“ und „Rhythmus“ rufen die Trainer. Ihre Schützlinge rollen Nase an Hintern über das Asphaltoval. Das Tempo bestimmt Victor Wilking, 18-jähriger Gewinner des Halbmarathons am vergangenen Sonntag. Traditionell läutet der Halbmarathon die Inlinesaison ein, die Wilking selbst gar nicht so herbeigesehnt hat: „Meine Lieblingszeit ist der Winter. Alle hassen mich dafür", sagt er grinsend. Für alle anderen, etwa 3,5 Millionen Skater in Deutschland, gibt es die gute Nachricht: Die Outdoor-Skatersaison geht wieder los.

Das spürt man in Berlin: Überall in der Stadt hört man die Rollen übers Pflaster surren, und auch auf der Fläming-Skate tummelten sich wieder zahlreiche Skater – das ist die größte Strecke im Umland mit insgesamt 175 Kilometer Länge (s. Infokasten). Mit 80er-Jahre Discorollschuhen, wie sie Madonna in ihrem akutellen Musikvideo trägt, fällt man dabei ganz sicher aus der Rolle.

Alexander Uphues von SCC Running, der verschiedene Rennen in Berlin organisiert, hat einen neuen Trend ausgemacht: „Die Rollen werden größer." Das bringt nicht nur mehr Tempo, sondern auch mehr Komfort. Auf Rädern mit etwa 100 Millimeter Durchmesser wird ein Skater nicht von jedem Kieselstein durchgeschüttelt. Damit einher geht die Entwicklung von fünf zu vier Rollen. Die Branche will sich so fit machen für die Hauptströmung beim Skaten: Inliner werden als Fitnessgeräte entdeckt. Fachgeschäfte haben sich schon darauf eingestellt. „Das entwickelt sich immer mehr", bestätigt Carsten Westphal vom Ski-Shop Charlottenburg.

Während die alten Hasen um Ostern herum ihre Inliner aus dem Keller holen und vom Staub befreien, müssen Anfänger erst mal investieren. „Man bekommt Schuhe etwa ab 100 Euro aufwärts", rechnet Westphal vor. Dazu kommen Helm, der zwischen 30 und 60 Euro kostet, und Schützerset für etwa 30 Euro. Vor dem ersten Ausflug empfiehlt sich auch ein Blick in die Straßenverkehrsordnung.

Denn anders als gedacht, sind Fahrradwege tabu. Offiziell gelten Skater als Fußgänger und dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Die Rechte der Skater könnte aber ein Gesetzesentwurf aus dem Hause des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen verbessern. Tritt das Gesetz in Kraft, werden in Berlin Radwege geprüft, die für Inliner freigegeben werden können, sagt Hans-Jürgen Frey von der Obersten Straßenverkehrsbehörde.

Skater gelten im Straßenverkehr vielfach als Sicherheitsrisiko. „Manche Anfänger stehen doch recht wacklig auf den Beinen", weiß auch Frey. Bevor unfreiwillige Pirouetten also womöglich zu Unfällen führen, ist harte Arbeit gefragt. Sicherheit bedeutet auch, richtig fallen zu können, deswegen rät Skateprofi Alexander Uphues zu Trainingskursen. Auch sollten Anfänger und Fortgeschrittene vor dem Start in die Saison üben, wie man Radlern ausweicht und Hundehaufen umfährt.

Matthias Jekosch

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