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Sport: Traurig BSC

Hertha verliert auch in Köln und muss nachdem 0:3 auf dem vorletzten Tabellenplatz überwintern

Köln. Drei Minuten vor Schluss fiel das Tor, das so viel Symbolkraft hatte. Vielleicht Symbol für die gesamte bisherige Saison. Da war Gabor Kiraly, Herthas Torhüter, völlig unmotiviert aus seinem Tor gelaufen, hatte den Kopfball des Kölners Matthias Scherz nicht verhindern können, Niko Kovac wollte noch retten – und schlug den Ball ins eigene Tor. Was könnte den Tiefpunkt von Hertha BSC deutlicher machen als ein solches Eigentor. Am Ende hieß es 3:0 (0:0) für den Aufsteiger 1. FC Köln, der damit den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga abgab. Den würde Hertha in der Winterpause einnehmen, hätte Frankfurt nicht gegen den Hamburger SV verloren. Fazit nach dem gestrigen Spiel: Eigentlich gehört Hertha auf Platz 18.

So recht schienen die Herthaner die Drohung von Dieter Hoeneß nicht verinnerlicht zu haben. „Wenn es in Köln nicht klappt, wird es für einige sehr ungemütlich“, hatte der Manager gesagt. Wobei es ohnehin allen Spielern hätte klar sein müssen, was die Stunde geschlagen hat. Doch in der ersten Halbzeit war von unbedingtem Siegeswillen nicht viel zu spüren.

Auffällig war allerdings auch die defensive Aufstellung. Mit Fredi Bobic hatte Trainer Andreas Thom nur eine Sturmspitze aufgeboten, mit Alexander Madlung, Niko Kovac, Denis Lapaczinski und Michael Hartmann vier defensive Mittelfeldspieler. Dass bei dieser Ausrichtung lange Zeit Torchancen Seltenheitswert hatten, lag nahe. Marcelinho schoss einmal knapp am Pfosten vorbei, das war’s in den ersten 45 Minuten schon. Von Bobic war so gut wie nichts zu sehen, zudem schienen einige Herthaner Standschwierigkeiten zu haben. Immer wieder rutschten sie aus. Marcelinho wechselte nach fünf Minuten seine Schuhe.

Weitaus mehr Angriffsdruck entwickelten die Kölner. Allerdings wurde bei ihrer deutlichen optischen Überlegenheit, die bis zur Pause durch das Eckenverhältnis von 8:0 unterstrichen wurde, die Sturmschwäche lange Zeit deutlich. Gerade mal zwölf Tore hatten die Kölner in 16 Spielen zu Stande gebracht. Am ehesten war noch dem erst 18-jährigen Lukas Podolski, zuletzt in Rostock beim 1:1 der Kopfball-Torschütze, ein Treffer zuzutrauen. Fast wäre es ihm auch gelungen, doch er traf nur das Außennetz.

Auf die Erfolglosigkeit der Kölner war kurz nach Wiederanpfiff kein Verlass mehr. Da machte die komplette Dreier-Abwehr der Herthaner Fehler, die bestraft wurden. Dick van Burik legte bei einer hohen Flanke vors Tor dem Ukrainer Andrej Woronin den Ball maßgerecht vor, die Nationalspieler Arne Friedrich und Marko Rehmer bekamen Woronin nicht in den Griff – und der bedankte sich mit dem Führungstor. Dass es verdient war, daran gab es keinen Zweifel.

Als Mannschaftskapitän van Burik wenig später verletzt ausschied, nutzte das Trainer Thom, um die Offensive zu verstärken. Er ließ die Libero-Position verwaist und brachte dafür mit Nando Rafael einen zweiten Stürmer. Schon vorher hatte Thom mit Andreas Neuendorf (für Hartmann) etwas mehr für den Angriff getan.

All das hatte zwar zur Folge, dass Hertha aggressiver wurde, doch klare Torchancen konnten weiterhin nicht herausgespielt werden. Wie man es besser macht, zeigten die Kölner eine Viertelstunde vor Schluss. Da ließ Podolski dem Hertha-Torhüter Gabor Kiraly, der bei Schüssen von Woronin und Podolski glänzend gehalten hatte, keine Abwehrchance. Auf Herthas Bank gab es kaum noch eine Reaktion, eher Resignation. Dazu trug auch der Feldverweis für Rafael in der 72. Minute bei. Nach einer Attacke des Angolaners gegen Jörg Heinrich zückte Schiedsrichter Wack die Rote Karte. Das Eigentor von Kovac war der traurige Schlusspunkt.

Die enttäuschten Hertha-Fans versammelten sich nach dem Spiel vor dem Spielereingang. Sie hatten nur eine Botschaft: „Ihr macht unseren Verein kaputt.“

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