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Sport: Trauriges Hupen

Portugals Fans leiden mit ihrer Mannschaft

Lissabon - Das Estadio da Luz wird von mehreren Schnellstraßen eingekesselt. Nichts für Romantiker, aber durchaus hilfreich für die portugiesische Nationalmannschaft. Denn jedes Auto, das die neu erbaute Arena im Norden Lissabons passiert, drückt auf die Hupe. Es kommen viele Autos vorbei, auch und gerade am Sonntagabend. Die Hupe ist für viele die einzige Möglichkeit, die Selecçao zu unterstützen.

Elf Millionen Einwohner hat Portugal, und mindestens die Hälfte wäre gern dabei gewesen im EM-Finale gegen Griechenland. Das Stadion aber hat nur Platz für 65 000 Besucher, und es ist schon Stunden vor dem Anpfiff gefüllt. Portugals Staatspräsident Jorge Sampaio und der griechische Premierminister Kostas Karamanlis sitzen auf der Tribüne. Vor dem Stadion versuchen Tausende, auf dem Schwarzmark ein Ticket zu bekommen. Der Preis liegt bei gut 1000 Euro.

Es sind vor allem die Griechen, die ihr spätes Glück versuchen. 12 000 Karten hat der griechische Verband bekommen, mehr als doppelt so viele Fans sind nach Lissabon gekommen. Fast alle sind sie spanische Flughäfen angeflogen, denn die Flüge nach Portugal sind seit Wochen ausgebucht. Lissabon quillt über an diesem Wochenende, kein Hotelzimmer steht leer. Stunden vor dem Spiel kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Ein 55 Jahre alter Mann ertrinkt im Tejo, auf dem Expo-Gelände, wo im Fan-Park gut 100 000 Menschen das Finale auf einer Großbildleinwand verfolgten.

Ob Nelly Furtado davon weiß, als sie vor dem Anpfiff ihren EM-Song „Força“ singt? Die kanadisch-portugiesische Sängerin lässt sich nichts anmerken. Ein Eckchen haben die griechischen Fans erobert, und sie erinnern in ihren blau-weißen Gewändern ein wenig an den Lissaboner Erzfeind FC Porto. Die Griechen sind in der Minderheit, aber sie machen viel Lärm, erst recht nach Charisteas’ entscheidendem Tor. Die Portugiesen halten nur mit Mühe dagegen. „Portugal, allez!“ singen sie, eine französisch-portugiesische Komposition, die noch die ganze Nacht trotzig durch Lissabon dröhnt. Und natürlich leuchtet auch die Christus-Statue an der Brücke über den Tejo wieder rot-grün. An so einem traurigen Tag muss der Sohn Gottes Portugal beistehen.

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