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Sport: Treffer, Tritte und die neue Hand Gottes

Brasilien besiegt die Elfenbeinküste mit 3:1. Luis Fabiano trifft zweimal, Kaká wird in einem unterhaltsamen und am Ende ruppigen Spiel vom Platz gestellt

Fünfzig Sekunden. Das war die Zeit nach dem Anpfiff, in der dieses Spiel reglos auf dem Rasen lag. In der es einmal tief Luft holte. Dann schnappte sich Robinho den Ball, der einzige Fußballer an diesem Abend auf dem Platz, der nicht in Europa, sondern bei Santos in Brasilien unter Vertrag steht, und jagte ihn knapp übers Tor. Es war der Startschuss für ein aggressiv geführtes, offenes und offensives Spiel und der Weckruf für diejenigen unter den 84 455 Zuschauern im WM-Stadion Soccer City, die vorher noch in der Abendsonne gedöst hatten.

Die Härte mag ein Indiz dafür gewesen sein, dass hier ein Spitzenspiel ausgetragen wurde. Brasilien gewann es 3:1 (1:0) und hat als nächste Mannschaft nach den Niederlanden die Teilnahme am Achtelfinale sicher. Die unterlegenen Ivorer dagegen müssen sich mit dem Gedanken beschäftigen, wo sie denn die Rückreisetickets ordern können. Mit nur einem Punkt aus zwei Spielen droht der Elfenbeinküste als nächstem afrikanischen Team das Aus bei dieser WM.

So energisch wie Robinhos erste Aktion sollte es weitergehen an diesem Sonntag, denn auch die Elfenbeinküste hatte Lust an der Gestaltung eines unterhaltsamen Abends, auch wenn Didier Drogba den ersten Freistoß nach einer Viertelstunde derart weit über die Latte hob, dass die Zuschauer die Vuvuzela aus dem Mund nahmen und lachten.

Brasiliens Kapitän Lucio, einst im Dienste des FC Bayern, versuchte sich liebevoll um den Stürmer zu kümmern, der nach seinem Ellenbogenbruch erstmals in der Startelf stand und mit Manschette auflief. Der junge Mann mit der Nummer 10 auf dem Rücken, Gervinho, hingegen nahm zunächst auf der Ersatzbank Platz und sollte erst nach gut 50 Minuten den Angriff verstärken.

Durch den Gestaltungswillen der Ivorer taten sich Räume für die Brasilianer auf, die sie prompt nutzten: Nach 25 Minuten steckte Kaká von Real Madrid den Ball geschickt durch zu Luis Fabiano, der in den Strafraum der Ivorer gestartet war. Der Stürmer des FC Sevilla drosch den Ball in den fast schon unmöglich spitzen Winkel. Torhüter Boubacar Barry bekam so schnell gar nicht die Arme hoch. Ähnlich unterhaltsam war Fabianos zweiter Treffer zum 2:0 nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff. Da überlupfte, umdribbelte und überrumpelte er nacheinander drei Gegner – nahm dabei aber zweimal kurz den Oberarm zur Hilfe – und traf zum 2:0. Auf die Frage von Schiedsrichter Lannoy aus Frankreich, ob er sich regelkonform verhalten habe, machte er jedoch nur eine unschuldige Geste. „Der Ball ist an die Hand gekommen, was soll ich machen?“, sagte Luis Fabiano hinterher. „Das war keine Absicht. Vielleicht war es die heilige Hand Gottes.“

Das Spiel war damit quasi entschieden, zumal Drogba gleich im Anschluss eine gute Kopfballmöglichkeit ausließ und den Ball neben den Pfosten setzte. Die Brasilianer hatten mehr Erfolg und erhöhten kurz darauf auf 3:0. Die Ivorer hatten Elano laufen lassen, der Mittelfeldspieler von Galatasaray Istanbul musste den Querpass von Kaká nur noch ins Tor schieben. Die Ivorer, für die Drogba per Kopf auf 1:3 verkürzte, gingen nun hart zu Werke und traten munter um sich, Elano musste nach einem groben Foul verletzt ausgewechselt werden. Die Brasilianer ließen sich von der Hektik anstecken: Kaká sah erst für einen Rempler Gelb und musste kurz vor Abpfiff sogar mit Gelb-Rot vom Platz – diesmal allerdings hatte sich sein Gegenspieler fallen gelassen und theatralisch ins Gesicht gegriffen.

Didier Drogba spielte diesmal von Anfang an und erzielte den Treffer für sein Team

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