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Sport: Treu und teuer

Die besondere Beziehung zwischen der Stadt und ihrem Trainer lässt sich der FC ein Vermögen kosten

Am Tag nach der Verkündung war Christoph Daum nicht zu sehen in Köln. Er war in Frankreich. Dort sichtete der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln schon einmal den Markt. Der 53-Jährige besuchte das Spiel zwischen Metz und Ajaccio. Anschließend blieb er in Frankreich, um ein wenig Kraft zu tanken. Die Umstände, die zu der überraschenden Vertragsunterzeichnung geführt haben, und seine noch nicht vollständige Genesung nach einer Halsoperation haben an den Nerven gezerrt. Obwohl Daum während seiner Karriere stets das Spektakel, die Extravaganz und das Spiel mit der Öffentlichkeit zu seiner Normalität erklärt hatte, nahm er sich nun diese kleine Auszeit.

In den nächsten dreieinhalb Jahren wird das zurzeit beliebteste Kind der Stadt Köln die Geschicke des hier ebenso beliebten FC leiten. Am kommenden Montag wird Christoph Daum die Geschäfte offiziell übernehmen. Seine vorherige Absage und die kuriose Pressekonferenz in einem Kölner Krankenhaus haben die Menschen in der Stadt bereits vergessen. „Et kütt, wie et kütt“, heißt eines der kölschen Grundgesetze, was übersetzt bedeutet: „Akzeptiere Veränderungen und lerne damit umzugehen.“ Daran hält man sich in Köln.

Während viele in Deutschland über Daums Zusage nach der Absage und dem kabarettreifen Vorgehen anderer handelnder Personen wie etwa des Kölner Präsidenten Wolfgang Overath und des Managers Michael Meier den Kopf schüttelt, präsentiert sich Köln wie ein gallisches Dorf, das seine eigenen Regeln und Gesetze befolgt. Denn am Rhein ist die Begeisterung groß. Christoph Daum sei die beste Lösung für den Klub, war der Tenor im Fan-Forum des Vereins und der Menschen auf den Straßen. Eine Erklärung haben aber auch sie für den Sinneswandel ihres Lieblings nicht. Plagte Daum das schlechte Gewissen, weil er den Menschen das Gefühl gegeben hatte, mit ihnen gespielt zu haben? Oder spielten familiäre Gründe die wichtigste Rolle?

Henning Krautmacher, Sänger der Kölner Kultband „Höhner“ und Freund des neuen FC-Coachs, erklärt die Entscheidung mit der „nie geendeten Liebe“ Daums zum Klub. „Er versteht die Mentalität der Leute in der Stadt. Hier bekommt er viel Vertrauen. Seine Zuneigung hat er nie verloren. Das war aus Gesprächen der Vergangenheit immer zu hören“, sagt Krautmacher. Ein schlechtes Gewissen habe Daum allerdings nicht geplagt, glaubt der Musiker. „Das würde ich ausschließen. Dafür geht es in dem Geschäft um zu viel Geld.“

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, der Mitglied des Verwaltungsrates des Klubs ist und sich nach eigenem Bekunden mithilfe intensiver Telefongespräche mit seinem Wunschkandidaten für ein mögliches Engagement eingebracht hat, sagt: „Ich glaube, Christoph Daum hat eingesehen, dass seine erste Entscheidung falsch war. Der Wunsch der Fans war so groß und das Entgegenkommen des 1. FC Köln so immens, dass er sich noch einmal anders entschieden hat.“

Es geht tatsächlich um viel Geld. Der FC stellte seinem vermeintlichen Heilsbringer eine Art Blankoscheck aus. Der Klub wird möglichst schnell Geld für eine Einkaufstour frei machen. „Herr Daum will im Winter personelle Änderungen – das können und werden wir auch tun“, sagte Meier. Acht Millionen Euro soll Daum für seinen Vertrag bis 2010 kassieren. Noch teurer dürfte der personelle Umbruch der Mannschaft werden.

Das Comeback Daums wird außerhalb Köln kontrovers gesehen. „Ich freue mich, dass Christoph Daum wieder in den deutschen Fußball zurückgekehrt ist. Das wird dem FC gut tun“, sagte etwa Bundestrainer Joachim Löw. Uli Hoeneß dagegen, Manager des FC Bayern und derjenige, der Daums Kokain-Affäre 2000 ins Rollen gebracht hatte, wollte sich zu dem Thema gestern nicht äußern. Daum selbst sagte nur: „Die Familie ist natürlich happy, dass wir in Köln bleiben.“ Dann verschwand er nach Frankreich.

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